Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?

Narzissmus

Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? 

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) ist eine psychische Störung, die durch ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit, übermäßigen Wunsch nach Bewunderung und einen Mangel an Empathie gegenüber anderen gekennzeichnet ist. Menschen mit dieser Störung haben oft ein übertriebenes Gefühl der eigenen Wichtigkeit und sind stark darauf bedacht, von anderen bewundert zu werden. Gleichzeitig haben sie Schwierigkeiten, die Bedürfnisse und Gefühle anderer zu verstehen oder darauf einzugehen.

Hier sind die Hauptmerkmale der narzisstischen Persönlichkeitsstörung:

  1. Übersteigertes Selbstwertgefühl: Betroffene halten sich oft für besonders talentiert, erfolgreich oder einzigartig und glauben, dass sie nur von ebenso „besonderen“ oder „einzigartigen“ Menschen verstanden werden können.
  2. Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung: Personen mit NPS haben ein starkes Verlangen nach Anerkennung, Lob und Bestätigung von außen. Sie fühlen sich nur dann wohl, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
  3. Anspruchsdenken: Sie erwarten oft eine bevorzugte Behandlung oder besondere Gefälligkeiten von anderen, auch wenn dies unangemessen ist.
  4. Ausbeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen: Narzisstische Personen neigen dazu, andere Menschen für ihre eigenen Zwecke zu benutzen, ohne Rücksicht auf deren Bedürfnisse oder Gefühle.
  5. Mangel an Empathie: Sie zeigen wenig oder gar kein Mitgefühl für die Gefühle oder Bedürfnisse anderer und haben Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen.
  6. Neid und Arroganz: Betroffene können neidisch auf andere sein oder glauben, dass andere neidisch auf sie sind. Sie wirken oft herablassend und arrogant.

Ursachen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Die genauen Ursachen der NPS sind nicht vollständig verstanden, es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination von genetischen, biologischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle spielt:

  • Genetische Faktoren: Einige Studien deuten darauf hin, dass NPS in Familien gehäuft auftreten kann, was auf eine genetische Veranlagung hinweist.
  • Frühe Kindheitserfahrungen: Zu den Risikofaktoren gehören übermäßige Verwöhnung oder strenge, kritische Erziehung durch die Eltern, was zu einem verzerrten Selbstbild führen kann.
  • Kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse: Gesellschaften, die Individualismus, Erfolg und Status stark betonen, könnten die Entwicklung narzisstischer Tendenzen begünstigen.

Komorbiditäten der narzisstischen Persönlichkeitsstörung

NPS tritt oft zusammen mit anderen psychischen Störungen auf, was als Komorbidität bezeichnet wird. Zu den häufigsten komorbiden Störungen zählen:

  1. Depression: Menschen mit NPS können aufgrund mangelnder Bestätigung oder von Kränkungen, die ihr grandioses Selbstbild in Frage stellen, depressive Episoden entwickeln. Dies tritt besonders auf, wenn sie persönliche Misserfolge erleben oder Beziehungen zerbrechen.
  2. Angststörungen: Die starke Unsicherheit hinter der selbstbewussten Fassade der NPS-Betroffenen kann zu Ängsten führen. Betroffene haben oft übermäßige Angst davor, abgelehnt oder als "nicht gut genug" wahrgenommen zu werden, was Panikattacken oder generalisierte Ängste hervorrufen kann.
  3. Substanzmissbrauch und Abhängigkeit: Um mit Stress und negativen Gefühlen umzugehen oder das Selbstwertgefühl zu steigern, greifen Betroffene oft zu Drogen oder Alkohol. Das kann auch in sozialen Kontexten geschehen, in denen die Substanz eine Form der Anerkennung oder Kontrolle darstellt.
  4. Borderline-Persönlichkeitsstörung: Narzissmus und Borderline-Störungen können aufgrund der emotionalen Instabilität und des intensiven Bedürfnisses nach Nähe und Bestätigung oft gemeinsam auftreten. Personen mit beiden Störungen erleben häufig ein Wechselspiel von Idealisierung und Abwertung in Beziehungen.
  5. Antisoziale Persönlichkeitsstörung: Bei einigen Betroffenen können narzisstische und antisoziale Züge gleichzeitig vorhanden sein, was sich in Manipulation, Rücksichtslosigkeit und dem Ignorieren sozialer Regeln und Normen zeigt.
  6. Essstörungen: Einige Betroffene der NPS leiden an Essstörungen, wie Anorexia nervosa oder Bulimie, bei denen das äußere Erscheinungsbild eng mit ihrem Selbstwertgefühl verknüpft ist. Die Fixierung auf ein idealisiertes Körperbild kann eine Form der Selbstverwirklichung oder Kontrolle darstellen.
  7. Zwanghafte Persönlichkeitsstörung: Menschen mit NPS können auch zwanghafte Züge entwickeln, die sich in Perfektionismus und dem Bedürfnis nach Kontrolle widerspiegeln. Diese Tendenzen dienen oft dem Zweck, das grandiose Selbstbild zu sichern und die Kontrolle über die Umgebung zu behalten.

Behandlung der narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Die Behandlung der NPS kann schwierig sein, da Betroffene selten Einsicht in ihre Probleme haben und wenig Motivation zeigen, sich Hilfe zu suchen. Wenn sie sich jedoch in Behandlung begeben, liegt der Schwerpunkt oft auf:

  • Psychotherapie: Langfristige psychodynamische Therapie oder kognitive Verhaltenstherapie (CBT) können helfen, unrealistische Selbstbilder zu korrigieren und gesunde zwischenmenschliche Beziehungen zu entwickeln.
  • Medikamente: Es gibt keine spezifischen Medikamente zur Behandlung von NPS, aber bei gleichzeitigen Symptomen wie Depressionen oder Angststörungen können Antidepressiva oder angstlösende Medikamente verschrieben werden.

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine der sogenannten Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen, die für dramatische, emotionale oder unberechenbare Verhaltensweisen charakteristisch sind. Sie führt oft zu Problemen in Beziehungen, am Arbeitsplatz und im allgemeinen Leben, da das Verhalten der Betroffenen als egoistisch, rücksichtslos und ausbeuterisch wahrgenommen wird.


 

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