Was ist eine schizoide Persönlichkeitsstörung?

Schizoid

Was ist eine schizoide Persönlichkeitsstörung?

 

Die schizoide Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Störung, die durch ein tiefes Muster sozialer Zurückgezogenheit und emotionaler Kühle gekennzeichnet ist. Menschen mit dieser Störung haben oft wenig Interesse an sozialen Beziehungen, zeigen eine eingeschränkte emotionale Ausdrucksfähigkeit und bevorzugen es, alleine zu sein. Diese Isolation und Distanzierung von anderen wird nicht als belastend empfunden, sondern oft als angenehme und natürliche Art, das Leben zu gestalten.

Hauptsymptome der schizoiden Persönlichkeitsstörung

  1. Soziale Zurückgezogenheit: Betroffene haben wenig Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen und vermeiden soziale Kontakte, einschließlich familiärer Bindungen.
  2. Eingeschränkter emotionaler Ausdruck: Menschen mit dieser Störung wirken oft distanziert und zeigen wenig bis gar keine Gefühle, was sie von anderen distanziert wirken lässt.
  3. Vorzugsweise alleinige Aktivitäten: Sie genießen Aktivitäten, die sie alleine ausführen können, und fühlen sich in Gesellschaft anderer oft unwohl oder gelangweilt.
  4. Geringes Interesse an sexuellen Erfahrungen: Das Interesse an intimen oder romantischen Beziehungen ist meist gering bis nicht vorhanden.
  5. Geringe Reaktion auf Lob und Kritik: Personen mit schizoider Persönlichkeitsstörung zeigen oft keine Reaktion auf äußere Bestätigung oder Kritik, da sie wenig Wert auf die Meinung anderer legen.
  6. "Innere Welt" als Rückzugsort: Viele Betroffene haben ein reiches Fantasieleben und ziehen es vor, sich gedanklich in ihre innere Welt zurückzuziehen, anstatt sich mit realen sozialen Interaktionen auseinanderzusetzen.

Ursachen und Hintergründe

Die genauen Ursachen der schizoiden Persönlichkeitsstörung sind noch nicht vollständig verstanden, jedoch scheinen sowohl genetische als auch frühkindliche Erfahrungen eine Rolle zu spielen. Menschen mit familiärer Vorgeschichte von Schizophrenie oder anderen psychotischen Störungen haben ein höheres Risiko, eine schizoide Persönlichkeitsstörung zu entwickeln. Frühkindliche Vernachlässigung oder emotionale Ablehnung können ebenfalls zu dieser Persönlichkeitsstruktur beitragen.

Komorbiditäten der schizoiden Persönlichkeitsstörung

Die schizoide Persönlichkeitsstörung tritt häufig zusammen mit anderen psychischen Störungen auf, die als Komorbiditäten bezeichnet werden. Diese Komorbiditäten erschweren häufig die Behandlung und verstärken die soziale Isolation und die emotionale Distanz der Betroffenen.

  1. Depressionen:
    • Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung können unter Depressionen leiden, insbesondere wenn sie sich in der Gesellschaft zunehmend isoliert fühlen oder die Einsamkeit als belastend wahrnehmen. Depressive Symptome sind bei schizoiden Menschen jedoch oft weniger ausgeprägt als bei anderen Patienten, da sie ihre soziale Isolation seltener als problematisch empfinden.
  2. Soziale Angststörung:
    • Die soziale Isolation und emotionale Distanz können in manchen Fällen mit sozialer Angst oder sozialer Phobie einhergehen. Betroffene fühlen sich dann in sozialen Situationen unsicher und meiden sie nicht nur aus Desinteresse, sondern auch aus Angst vor negativen Bewertungen.
  3. Schizotypische Persönlichkeitsstörung:
    • Diese Persönlichkeitsstörung weist Ähnlichkeiten zur schizoiden Persönlichkeitsstörung auf, unterscheidet sich jedoch durch exzentrische Denk- und Verhaltensmuster und einen Hang zu seltsamen Überzeugungen oder Wahrnehmungen. Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung können auch schizotypische Züge entwickeln, was die Diagnose und Behandlung komplexer macht.
  4. Zwangsstörung (OCD):
    • In einigen Fällen neigen Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung zu zwanghaftem Verhalten, insbesondere zu ritualisierten Verhaltensweisen, die ihnen ein Gefühl der Kontrolle und Ordnung vermitteln.
  5. Autismus-Spektrum-Störungen (insbesondere Asperger-Syndrom):
    • Die schizoide Persönlichkeitsstörung und das Asperger-Syndrom haben viele Überschneidungen, besonders in Bezug auf soziale Schwierigkeiten, eingeschränkten emotionalen Ausdruck und ein zurückgezogenes Leben. Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung haben jedoch oft kein Interesse an sozialen Interaktionen, während Menschen mit Asperger-Syndrom häufig daran interessiert sind, aber Schwierigkeiten in der Ausführung haben.
  6. Substanzmissbrauch:
    • Auch wenn Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung seltener an Substanzmissbrauch leiden als Menschen mit anderen Persönlichkeitsstörungen, kann es dennoch vorkommen. Betroffene können Substanzen nutzen, um emotionalen oder sozialen Druck zu entfliehen oder als Ersatz für soziale Kontakte.
  7. Andere Persönlichkeitsstörungen:
    • Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung können auch an paranoider Persönlichkeitsstörung leiden, was ihr Misstrauen gegenüber anderen Menschen verstärkt und die soziale Isolation weiter intensiviert.

Behandlung der schizoiden Persönlichkeitsstörung und ihrer Komorbiditäten

Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung suchen oft selten von sich aus therapeutische Hilfe, da sie ihre Verhaltensweisen meist nicht als problematisch empfinden. Wird jedoch eine Behandlung begonnen, etwa wegen Komorbiditäten wie Depressionen, kann diese auch helfen, die schizoide Persönlichkeitsstörung in ihren Auswirkungen zu mildern.

  1. Psychotherapie:
    • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Die KVT kann helfen, soziale Fähigkeiten zu verbessern und den Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu erleichtern. Sie kann Betroffenen helfen, mehr Empathie zu entwickeln und soziale Interaktionen besser zu verstehen und zu bewältigen.
    • Psychodynamische Therapie: Diese Therapieform kann helfen, tieferliegende Ursachen der Isolation und des Rückzugs zu erkennen und zu verarbeiten. Dabei werden emotionale Blockaden und frühkindliche Erfahrungen bearbeitet, die das Verhalten beeinflussen könnten.
    • Soziales Kompetenztraining: Ein Training, das soziale Fähigkeiten und Interaktionsfertigkeiten fördert, kann hilfreich sein, um den Betroffenen zu ermöglichen, angenehmer und sicherer im Umgang mit anderen zu werden.
  2. Medikamentöse Unterstützung:
    • Bei komorbiden Depressionen oder Angststörungen kann eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. Antidepressiva oder Anxiolytika können Symptome lindern und die Betroffenen stabilisieren.
    • Falls paranoide oder zwanghafte Züge ausgeprägt sind, können auch Antipsychotika oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) in niedriger Dosierung hilfreich sein.
  3. Psychoedukation:
    • Psychoedukation hilft den Betroffenen, ihre Persönlichkeitsstruktur und mögliche Störungen zu verstehen. Indem sie ihre eigene Wahrnehmung und die Wirkung ihres Verhaltens auf andere besser begreifen, können sie an Verhaltensweisen arbeiten, die ein ausgewogeneres Leben ermöglichen.
  4. Familien- und Paartherapie:
    • Da sich die schizoide Persönlichkeitsstörung auch stark auf die Familie und engere soziale Kontakte auswirken kann, ist eine Unterstützung für Angehörige oft hilfreich. Angehörige können so lernen, die Störung besser zu verstehen und konstruktiver mit den Betroffenen umzugehen.

Die schizoide Persönlichkeitsstörung ist schwer zu behandeln, da die Betroffenen meist wenig Motivation zur Veränderung zeigen. Eine Kombination aus Psychotherapie, gezielter sozialer Unterstützung und gegebenenfalls medikamentöser Behandlung kann jedoch helfen, die Lebensqualität zu verbessern und bei komorbiden Störungen wie Depressionen oder Angstzuständen Erleichterung zu schaffen.