Beziehung & Affektive Störungen

 

 

In einer Beziehung mit einem Menschen mit affektiven Störungen

Eine Person mit affektiven Störungen (wie Depressionen oder bipolaren Störungen) zeigt in einer Beziehung oft Verhaltensweisen, die durch extreme emotionale Schwankungen, Energielosigkeit oder Reizbarkeit geprägt sind. Affektive Störungen betreffen die Stimmung und Emotionen der Betroffenen tiefgreifend, was sich direkt auf zwischenmenschliche Beziehungen auswirken kann. Hier sind typische Handlungen und Verhaltensweisen von Menschen mit affektiven Störungen in einer Beziehung:

1. Stimmungsschwankungen

  • Menschen mit affektiven Störungen, besonders bei bipolaren Störungen, erleben extreme Stimmungsschwankungen. Diese können zwischen Hochphasen (Manie oder Hypomanie) und Tiefphasen (Depression) schwanken. Diese Schwankungen können die Beziehung belasten, da der Partner nicht weiß, wie sich der Betroffene von Tag zu Tag oder sogar von Stunde zu Stunde fühlen wird.
  • Beispiel: In einer manischen Phase könnte die Person übermäßig euphorisch, risikofreudig und impulsiv sein, während sie in einer depressiven Phase extrem zurückgezogen, niedergeschlagen und emotional unerreichbar wirkt.

2. Rückzug und Isolation

  • In einer depressiven Phase neigen Menschen mit affektiven Störungen dazu, sich zurückzuziehen und zu isolieren. Sie verlieren oft das Interesse an sozialen Kontakten und auch an der Beziehung. Dieser emotionale und soziale Rückzug kann für den Partner sehr schwer zu verstehen sein.
  • Beispiel: Die Person könnte aufhören, sich für gemeinsame Aktivitäten zu interessieren, Gespräche vermeiden und sich lieber allein zurückziehen, was den Partner verwirrt oder sogar verletzt zurücklassen kann.

3. Geringe emotionale Verfügbarkeit

  • Depressionen und andere affektive Störungen beeinträchtigen die Fähigkeit, Emotionen zu zeigen oder auf die emotionalen Bedürfnisse des Partners einzugehen. Menschen in einer depressiven Phase wirken oft emotional distanziert oder gleichgültig, selbst wenn sie dies nicht beabsichtigen.
  • Beispiel: Der Partner könnte das Gefühl haben, dass die betroffene Person keine Liebe oder Zuneigung zeigt oder emotional „abgeschaltet“ ist, obwohl dies nicht absichtlich geschieht.

4. Überwältigende Schuldgefühle und Selbstzweifel

  • In depressiven Episoden leiden Menschen oft unter starken Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Sie könnten das Gefühl haben, dass sie der Beziehung nicht gerecht werden, was sie zu übermäßiger Selbstkritik und dem Gefühl, den Partner zu enttäuschen, treibt.
  • Beispiel: Die Person könnte wiederholt sagen: „Ich bin nicht gut genug für dich“ oder „Du hättest jemand Besseren verdient“, selbst wenn der Partner das Gegenteil vermittelt.

5. Überforderung durch alltägliche Aufgaben

  • Menschen mit affektiven Störungen, insbesondere während einer depressiven Episode, fühlen sich oft von einfachen alltäglichen Aufgaben überfordert. Dies kann auch Pflichten innerhalb der Beziehung betreffen, wie z. B. gemeinsame Verantwortung, Haushaltsaufgaben oder soziale Verpflichtungen.
  • Beispiel: Die Person könnte es als unüberwindbar empfinden, alltägliche Aufgaben zu übernehmen, wie sich um Haushaltsangelegenheiten zu kümmern, was den Partner mit zusätzlichen Aufgaben belastet.

6. Reizbarkeit und emotionale Ausbrüche

  • In manischen oder hypomanischen Phasen, aber auch in depressiven Episoden, kann es zu Reizbarkeit und emotionalen Ausbrüchen kommen. Selbst kleine Unstimmigkeiten oder stressige Situationen können übertrieben starke emotionale Reaktionen auslösen.
  • Beispiel: Eine Person in einer manischen Phase könnte aggressiv oder wütend werden, wenn sie sich gestresst oder missverstanden fühlt. Diese emotionalen Ausbrüche können für den Partner unerwartet und schwer zu bewältigen sein.

7. Impulsives Verhalten

  • Besonders während manischer oder hypomanischer Phasen neigen Menschen mit bipolaren Störungen zu impulsivem Verhalten. Das kann riskante finanzielle Entscheidungen, übermäßiges Ausgeben, übertriebene Sozialisation oder unvorhergesehene Veränderungen in der Beziehung beinhalten.
  • Beispiel: Die Person könnte spontan große Anschaffungen machen, ohne Rücksprache mit dem Partner, oder riskante Entscheidungen treffen, die sich auf die Stabilität der Beziehung auswirken.

8. Häufiges Bedürfnis nach Rückversicherung

  • In depressiven Phasen kann die Person ein starkes Bedürfnis nach Rückversicherung durch den Partner haben, um ihre Unsicherheiten und negativen Gedanken zu beruhigen. Dies kann in Form von ständigen Fragen nach Zuneigung, Liebe und Unterstützung geschehen.
  • Beispiel: Die Person könnte den Partner immer wieder fragen: „Liebst du mich wirklich?“ oder „Wirst du mich verlassen?“, selbst wenn der Partner konstant liebevoll und unterstützend ist.

9. Verlust von Interesse an gemeinsamen Aktivitäten

  • Menschen mit Depressionen verlieren häufig das Interesse an Dingen, die ihnen früher Freude bereitet haben, einschließlich gemeinsamer Aktivitäten mit dem Partner. Dies kann dazu führen, dass sie sich aus gemeinsamen Unternehmungen zurückziehen und es dem Partner schwerfällt, sie zu motivieren, am sozialen Leben teilzunehmen.
  • Beispiel: Die Person könnte aufhören, gemeinsame Hobbys oder Freizeitaktivitäten zu genießen und nur wenig Motivation zeigen, das Haus zu verlassen oder an sozialen Ereignissen teilzunehmen.

10. Schuldgefühle wegen der Belastung der Beziehung

  • Viele Menschen mit affektiven Störungen fühlen sich schuldig, weil sie das Gefühl haben, ihren Partner zu belasten. Sie könnten sich Vorwürfe machen, dass sie zu emotional bedürftig oder belastend sind, was zusätzliche Spannungen in der Beziehung erzeugt.
  • Beispiel: Sie könnten sagen: „Es tut mir leid, dass du das alles mit mir durchmachen musst“, selbst wenn der Partner bereit ist, Unterstützung zu leisten.

11. Extreme Liebesbekundungen in manischen Phasen

  • Während manischer Phasen können Menschen mit bipolaren Störungen extrem liebevoll, euphorisch und idealisierend gegenüber ihrem Partner sein. Diese intensiven Gefühle und Liebesbekundungen können jedoch abrupt verschwinden, wenn die Phase endet.
  • Beispiel: Die Person könnte plötzlich übermäßige Liebesbekundungen machen, gemeinsame Pläne übertreiben oder euphorisch über die Zukunft der Beziehung sprechen, nur um sich dann in der nächsten Phase emotional zurückzuziehen.

12. Veränderte Sexualität

  • Affektive Störungen können auch die Sexualität in einer Beziehung beeinflussen. In depressiven Phasen kann das Interesse an körperlicher Nähe und Sexualität drastisch sinken, während es in manischen Phasen zu übermäßigem sexuellem Verlangen kommen kann.
  • Beispiel: Während einer depressiven Episode könnte die Person sich körperlich distanzieren und wenig Interesse an Intimität haben, während sie in einer manischen Phase plötzlich ein gesteigertes sexuelles Bedürfnis zeigt.

Fazit:

Menschen mit affektiven Störungen erleben häufig emotionale Extreme, die sich tief auf ihre Beziehungen auswirken können. In depressiven Phasen ziehen sie sich zurück, haben wenig Energie und fühlen sich oft schuldig oder überfordert. In manischen oder hypomanischen Phasen können sie impulsiv, euphorisch und manchmal reizbar sein. Diese Schwankungen stellen für den Partner oft eine Herausforderung dar, da sie ein hohes Maß an Geduld, Verständnis und Unterstützung erfordern. Therapie und eine offene Kommunikation sind oft entscheidend, um diese Schwierigkeiten gemeinsam zu bewältigen und die Beziehung stabil zu halten.

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