
In einer Beziehung mit einem Menschen mit Substanzmissbrauch.
Substanzmissbrauch, also der übermäßige Konsum von Alkohol, Medikamenten oder Drogen, kann in einer Beziehung eine Vielzahl von Verhaltensweisen hervorrufen, die das Zusammenleben und die Partnerschaft stark belasten. Menschen mit einer Abhängigkeit sind oft gefangen in einem ständigen Kreislauf aus Beschaffung, Konsum und Erholung von der Substanz. Dies wirkt sich auf ihre Prioritäten, Kommunikationsweise und das emotionale Gleichgewicht aus und beeinträchtigt die Beziehung oft erheblich.
Hier sind typische Verhaltensweisen, die in einer Beziehung mit einer Person mit Substanzmissbrauch auftreten können:
1. Vorrang der Substanz vor dem Partner
- Priorität des Konsums: Die Droge oder das Suchtmittel wird oft zum wichtigsten Lebensmittelpunkt, vor Arbeit, Familie und dem Partner. Das kann bedeuten, dass gemeinsame Pläne wegen der Substanznutzung vernachlässigt oder abgesagt werden.
- Häufige Absagen und Unzuverlässigkeit: Partner von Menschen mit Substanzmissbrauch erleben häufig Enttäuschungen und abgesagte Verabredungen, weil die betroffene Person nicht in der Lage ist, geplante Verpflichtungen einzuhalten, insbesondere bei akutem Konsum oder Kater.
2. Verheimlichung und Täuschung
- Verheimlichen und Lügen: Menschen mit Substanzmissbrauch neigen dazu, die Häufigkeit und Menge ihres Konsums zu verbergen, was zu Lügen und Täuschungen gegenüber dem Partner führt.
- Schuldzuweisungen: Oft geben Betroffene äußeren Umständen oder auch dem Partner die Schuld für den eigenen Substanzkonsum, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Diese Schuldzuweisungen belasten die Beziehung weiter und verursachen oft Streit und Misstrauen.
3. Finanzielle Probleme
- Finanzielle Instabilität: Substanzmissbrauch kann kostspielig sein. Das Geld für die Drogen oder den Alkohol führt oft zu finanziellen Problemen, die sich negativ auf die Beziehung und auf gemeinsame Lebensziele auswirken können.
- Geldverstecke oder Schulden: Manche Betroffene greifen zu Geldverstecken, Kreditaufnahmen oder sogar Diebstahl, um den Konsum aufrechtzuerhalten. Dies verstärkt das Misstrauen und kann erhebliche Spannungen auslösen.
4. Emotionale Instabilität und Stimmungsschwankungen
- Aggressives Verhalten und Reizbarkeit: Substanzmissbrauch wirkt sich stark auf die Stimmung und Impulskontrolle aus. Menschen können reizbarer und emotional unberechenbar werden, was zu aggressivem Verhalten und häufigen Auseinandersetzungen führen kann.
- Emotionale Abwesenheit: Wenn die Person nicht unter dem Einfluss steht, ist sie oft mit Schuldgefühlen, Scham oder Niedergeschlagenheit belastet, was zu emotionalem Rückzug führt. Dies kann dem Partner das Gefühl geben, allein gelassen oder vernachlässigt zu werden.
5. Unregelmäßige Kommunikation und Vertrauensprobleme
- Unberechenbare Verhaltensweisen: Substanzmissbrauch führt häufig zu unregelmäßiger Kommunikation und impulsiven Entscheidungen. Der Partner kann sich durch diese Unberechenbarkeit verunsichert fühlen und Schwierigkeiten haben, dem Betroffenen zu vertrauen.
- Isolation und Geheimhaltung: Viele Menschen mit Substanzproblemen ziehen sich zurück, meiden gemeinsame Aktivitäten und soziale Kontakte, um ihre Sucht zu verbergen oder um sich dem gesellschaftlichen Druck nicht stellen zu müssen. Diese Isolation verstärkt das Gefühl der Einsamkeit beim Partner.
6. Gesundheitsprobleme und Vernachlässigung der eigenen Pflege
- Physische und psychische Gesundheitsprobleme: Der übermäßige Konsum kann zu gesundheitlichen Problemen führen, was die Belastung der Beziehung erhöht. Auch der Partner kann sich dadurch gestresst fühlen, weil er oder sie oft in eine unterstützende Rolle gedrängt wird.
- Vernachlässigung der Selbstpflege: Menschen mit Substanzmissbrauch vernachlässigen häufig ihr eigenes Wohlbefinden, wie Hygiene, Ernährung und Schlaf. Dies kann zu Konflikten führen, da der Partner möglicherweise Sorge um die Gesundheit der betroffenen Person hat.
7. Abhängigkeit und Kontrollverlust
- Wenig Kontrolle über den eigenen Konsum: Ein wichtiges Merkmal von Substanzmissbrauch ist der Kontrollverlust. Auch wenn die betroffene Person häufig versucht, den Konsum zu reduzieren, fällt es ihr schwer, dies durchzuhalten, was den Partner frustrieren kann.
- Gefühl der Machtlosigkeit: Viele Partner von Menschen mit Substanzmissbrauch fühlen sich hilflos und frustriert, da ihre Unterstützung oft abgelehnt oder ignoriert wird. Der Betroffene ist häufig überzeugt, dass er die Kontrolle über den Konsum behalten kann, was jedoch in den meisten Fällen nicht der Realität entspricht.
Unterstützung und Umgang für den Partner in einer Beziehung mit Substanzmissbrauch
Der Umgang mit Substanzmissbrauch in einer Beziehung ist herausfordernd und erfordert Geduld, Verständnis und gegebenenfalls professionelle Unterstützung:
- Grenzen setzen und Selbstschutz wahren: Es ist wichtig, als Partner klare Grenzen zu setzen und für das eigene Wohlbefinden zu sorgen, da Substanzmissbrauch oft auch die psychische Gesundheit des Partners beeinträchtigt.
- Offene und klare Kommunikation: Über die eigenen Gefühle und Sorgen offen zu sprechen und dabei eine ruhige, wertschätzende Kommunikation zu pflegen, ist wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden.
- Ermutigung zur Therapie und Unterstützung: Substanzmissbrauch ist eine ernsthafte Erkrankung, die oft ohne Hilfe schwer zu bewältigen ist. Eine professionelle Therapie, wie Entzug und psychologische Unterstützung, ist oft erforderlich, um langfristige Besserung zu erzielen.
- Selbsthilfegruppen: Für den Partner kann es auch hilfreich sein, Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen für Angehörige von Suchtkranken zu besuchen, um Unterstützung und Austausch mit Menschen in ähnlichen Situationen zu erhalten.
- Beratung und Therapie für den Partner: Partner von Menschen mit Substanzmissbrauch benötigen häufig selbst therapeutische Unterstützung, um die Belastungen der Beziehung zu verarbeiten und langfristig eine gesunde Balance zwischen Unterstützung und Selbstschutz zu finden.
Substanzmissbrauch belastet eine Beziehung oft stark und führt zu Vertrauensverlust, Konflikten und emotionalem Rückzug. Dennoch kann ein Umgang mit der Situation gelingen, wenn beide Seiten bereit sind, offen miteinander zu kommunizieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.