Was sind sexuelle Funktionsstörungen?

Sexuelle Funktionsstörungen

Was sind sexuelle Funktionsstörungen?

 

Sexuelle Funktionsstörungen beziehen sich auf Probleme im sexuellen Reaktionszyklus, die das sexuelle Verlangen, die Erregung oder die Fähigkeit zur Befriedigung beeinträchtigen. Sie können Männer und Frauen betreffen und können sowohl physische als auch psychische Ursachen haben. Sexuelle Funktionsstörungen sind weit verbreitet und können zeitweise oder chronisch auftreten. Sie betreffen häufig die Lebensqualität und das Wohlbefinden, da Sexualität für viele Menschen ein wichtiger Teil des Lebens ist.

Arten sexueller Funktionsstörungen

Sexuelle Funktionsstörungen lassen sich in vier Hauptkategorien unterteilen, die verschiedene Phasen des sexuellen Reaktionszyklus betreffen:

  1. Störungen des sexuellen Verlangens (Libidostörungen):
    • Dies bezieht sich auf eine mangelnde oder verminderte Lust auf sexuelle Aktivitäten.
    • Beispiele:
      • Hypoaktives sexuelles Verlangen: Eine Person hat nur wenig oder gar kein Interesse an Sex, was zu Belastungen in der Beziehung führen kann.
      • Sexuelle Aversion: Eine Person empfindet starke Abneigung oder Angst gegenüber sexuellen Aktivitäten.
  2. Erregungsstörungen:
    • Hierbei hat die betroffene Person Schwierigkeiten, eine ausreichende sexuelle Erregung zu erreichen oder aufrechtzuerhalten.
    • Beispiele:
      • Erektionsstörungen (Erektile Dysfunktion): Männer haben Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, die für den Geschlechtsverkehr ausreicht.
      • Fehlende Lubrikation bei Frauen: Frauen haben Schwierigkeiten, ausreichend Scheidenfeuchtigkeit zu produzieren, was den Geschlechtsverkehr schmerzhaft machen kann.
  3. Orgasmusstörungen:
    • Diese betreffen die Unfähigkeit, einen Orgasmus zu erreichen oder verzögerte Orgasmen.
    • Beispiele:
      • Anorgasmie: Betroffene, meist Frauen, haben Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen, obwohl sexuelle Stimulation vorhanden ist.
      • Vorzeitige Ejakulation: Männer erleben einen Orgasmus und die Ejakulation zu früh während des Geschlechtsverkehrs, oft vor oder kurz nach dem Eindringen.
      • Verzögerte Ejakulation: Männer haben Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen, was zu Frustrationen führen kann.
  4. Schmerzhafte Störungen beim Geschlechtsverkehr:
    • Diese Kategorie umfasst Schmerzen oder Unwohlsein während des Geschlechtsverkehrs.
    • Beispiele:
      • Dyspareunie: Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen können, aber häufiger bei Frauen vorkommen.
      • Vaginismus: Unwillkürliche Muskelkontraktionen der Vaginalmuskulatur, die den Geschlechtsverkehr erschweren oder unmöglich machen.

Ursachen sexueller Funktionsstörungen

Die Ursachen sexueller Funktionsstörungen sind oft vielschichtig und können sowohl physische als auch psychologische Faktoren umfassen:

  1. Körperliche Ursachen:
    • Hormonelle Ungleichgewichte: Hormonelle Störungen, wie niedriger Testosteronspiegel bei Männern oder Östrogenmangel bei Frauen (insbesondere nach der Menopause), können das sexuelle Verlangen und die Erregungsfähigkeit beeinträchtigen.
    • Erkrankungen: Krankheiten wie Diabetes, Herzerkrankungen, neurologische Störungen oder chronische Krankheiten können zu sexuellen Funktionsstörungen führen.
    • Medikamente: Einige Medikamente, einschließlich Antidepressiva, Blutdruckmedikamente und Antihistaminika, können das sexuelle Verlangen oder die Fähigkeit zur sexuellen Funktion beeinträchtigen.
    • Alkohol- und Drogenmissbrauch: Übermäßiger Konsum von Alkohol und Drogen kann die sexuelle Funktion beeinträchtigen.
  2. Psychologische Ursachen:
    • Stress und Angst: Psychischer Stress, Ängste oder Sorgen können die sexuelle Erregung und das Verlangen hemmen.
    • Depression: Depressionen sind häufig mit einem Verlust des sexuellen Interesses und der Fähigkeit zur Erregung verbunden.
    • Beziehungsprobleme: Konflikte oder Kommunikationsprobleme in einer Beziehung können sexuelle Funktionsstörungen verstärken.
    • Traumatische Erlebnisse: Frühere sexuelle Traumata, Missbrauch oder Misshandlungen können tiefgreifende Auswirkungen auf das sexuelle Erleben und das Verlangen haben.
  3. Soziale und kulturelle Faktoren:
    • Soziale Normen und Tabus: Kulturelle Einstellungen zur Sexualität, Scham oder Schuldgefühle in Bezug auf sexuelle Wünsche können zu Problemen führen.
    • Fehlende Aufklärung: Mangelndes Wissen über Sexualität oder unrealistische Erwartungen an den eigenen Körper und die sexuelle Leistung können ebenfalls zu Funktionsstörungen beitragen.

Behandlung sexueller Funktionsstörungen

Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache der sexuellen Funktionsstörung und kann Folgendes umfassen:

  1. Medikamentöse Behandlung:
    • Medikamente wie PDE5-Hemmer (z. B. Viagra) zur Behandlung der erektilen Dysfunktion.
    • Hormonersatztherapien bei hormonellen Ungleichgewichten.
    • Gleitmittel oder Vaginalcremes für Frauen, die unter Scheidentrockenheit leiden.
  2. Psychotherapie:
    • Sexualtherapie: Eine Form der Beratung, die Paaren oder Einzelpersonen hilft, sexuelle Funktionsstörungen durch bessere Kommunikation und Auseinandersetzung mit Ängsten zu überwinden.
    • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Diese Therapie hilft, negative Denkmuster zu verändern, die die sexuelle Funktion beeinträchtigen können.
    • Traumatherapie: Für Menschen mit sexuellen Funktionsstörungen infolge traumatischer Erlebnisse.
  3. Verhaltensansätze:
    • Beckenbodentraining oder Kegel-Übungen können Frauen helfen, die Kontrolle über ihre Beckenbodenmuskulatur zu verbessern.
    • Paartherapie: Manchmal können Beziehungsprobleme oder Missverständnisse zur sexuellen Funktionsstörung beitragen, und eine Paartherapie kann helfen.
  4. Lebensstiländerungen:
    • Gewichtsreduktion, körperliche Bewegung und gesunde Ernährung können die sexuelle Gesundheit unterstützen.
    • Reduzierung von Alkoholkonsum und Rauchen kann die Durchblutung und sexuelle Funktion verbessern.

Fazit

Sexuelle Funktionsstörungen sind komplexe und oft schambesetzte Themen, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen können. Sie sind jedoch gut behandelbar, insbesondere wenn die zugrunde liegenden Ursachen identifiziert und angegangen werden. Ein ganzheitlicher Ansatz, der körperliche, psychische und beziehungsbedingte Faktoren berücksichtigt, ist in der Regel am effektivsten.

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