
In einer Beziehung mit einem Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Eine Person mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) kann in einer Beziehung durch bestimmte Verhaltensweisen auffallen, die mit den traumatischen Erfahrungen und den spezifischen Symptomen der Störung zusammenhängen. PTBS entsteht oft nach extrem belastenden Ereignissen wie Gewalt, Krieg, Unfällen oder Missbrauch und führt zu emotionalen und psychischen Schwierigkeiten, die Beziehungen stark beeinflussen können. Die Handlungen und Verhaltensmuster dieser Personen sind oft Reaktionen auf die Symptome der PTBS: das Wiedererleben der Traumas, das Vermeiden traumabezogener Auslöser, erhöhte Wachsamkeit und emotionale Veränderungen.
Hier sind einige typische Verhaltensweisen und deren Auswirkungen auf eine Beziehung:
1. Vermeidung und emotionale Distanz
- Vermeidung von Nähe: Menschen mit PTBS vermeiden oft Erinnerungen oder Gefühle, die mit ihrem Trauma verbunden sind. Diese Vermeidung kann sich auf Nähe und Intimität in der Beziehung ausweiten, weil Gefühle von Nähe alte Verletzungen oder Traumata aktivieren können. Sie ziehen sich dann zurück und wirken emotional distanziert.
- Schwierigkeiten, Emotionen zu teilen: Aufgrund von Gefühlen von Taubheit oder Distanz ist es für Menschen mit PTBS oft schwer, ihre Emotionen zu teilen oder sich zu öffnen. Der Partner könnte dies als mangelndes Interesse oder Liebe interpretieren, obwohl der Betroffene in Wahrheit Schwierigkeiten hat, emotionale Verbindungen aufzubauen.
- Angst vor Verlassenwerden: Auch wenn sie Nähe oft vermeiden, können Menschen mit PTBS starke Verlustängste entwickeln. Dies führt zu widersprüchlichen Verhaltensweisen – mal suchen sie Nähe, mal ziehen sie sich zurück. Diese Ambivalenz kann den Partner verwirren und die Beziehung belasten.
2. Reizbarkeit und emotionale Ausbrüche
- Verstärkte Reizbarkeit: PTBS kann dazu führen, dass Menschen auf harmlose Ereignisse überempfindlich reagieren. Sie können leicht gereizt, ungeduldig oder verärgert sein, was zu plötzlichen Wutausbrüchen oder Missverständnissen in der Beziehung führen kann.
- Impulsivität: Manchmal führt die PTBS zu impulsivem oder unvorhersehbarem Verhalten, z. B. impulsiven Entscheidungen oder aggressivem Verhalten. Solche Verhaltensweisen sind oft schwer für den Partner zu verstehen und können zu Unsicherheiten und Konflikten führen.
3. Erhöhte Wachsamkeit und Sicherheitsbedürfnis
- Ständige Wachsamkeit: Menschen mit PTBS sind oft in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit (Hyperarousal), das heißt, sie sind immer in Alarmbereitschaft und erwarten Gefahren. Sie könnten die Beziehung durch ein ständiges Bedürfnis nach Kontrolle oder ein stark ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis beeinflussen. Dies kann in Form von Misstrauen, Rückzug oder einem übermäßigen Schutzverhalten auftreten.
- Angst vor Kontrollverlust: PTBS kann dazu führen, dass Menschen das Bedürfnis entwickeln, Situationen und auch Beziehungen kontrollieren zu wollen. Sie könnten sich zurückziehen, wenn sie sich zu sehr abhängig oder verwundbar fühlen, oder sie könnten ihren Partner mit Kontrollversuchen belasten.
4. Trigger und Rückzug
- Unvorhersehbare Flashbacks: Eine PTBS bringt oft Flashbacks mit sich – lebendige Erinnerungen an das Trauma, die das Gefühl geben, das Ereignis erneut zu erleben. Diese Flashbacks können unvorhersehbar auftreten und den Betroffenen zu einem plötzlichen Rückzug führen, was den Partner verunsichern kann.
- Vermeidungsverhalten: Bestimmte Situationen, Orte oder sogar Gespräche können an das Trauma erinnern und als „Trigger“ wirken. Um diese Trigger zu vermeiden, ziehen sich Betroffene zurück oder werden emotional abwesend. Dieses Vermeidungsverhalten kann zu Missverständnissen führen, da der Partner möglicherweise nicht weiß, was diese Reaktionen auslöst.
- Schwierigkeiten, gemeinsam Probleme zu lösen: Da Menschen mit PTBS oft in stressigen Situationen schnell überfordert sind, kann es ihnen schwerfallen, Konflikte konstruktiv anzugehen. Stattdessen neigen sie zum Rückzug oder haben Schwierigkeiten, ihre Bedürfnisse und Wünsche auszudrücken.
5. Emotionale Taubheit und Gefühlsschwankungen
- Gefühl der Entfremdung: Menschen mit PTBS fühlen sich oft von ihren eigenen Gefühlen abgekoppelt oder „taub“. Sie haben Schwierigkeiten, Liebe, Freude oder Verbundenheit zu empfinden, was für den Partner oft verletzend und verwirrend ist.
- Starke Gefühlsschwankungen: Neben emotionaler Taubheit können auch plötzliche Gefühlsschwankungen auftreten. Manchmal fühlen sie sich gefühlsmäßig ausgelaugt, dann erleben sie intensive Angst, Trauer oder Wut. Solche Stimmungsschwankungen machen es dem Partner schwer, die Bedürfnisse und Wünsche der betroffenen Person zu erkennen und darauf zu reagieren.
6. Selbstschutzmechanismen und Selbstwertprobleme
- Selbstschutz und Misstrauen: Menschen mit PTBS entwickeln oft starke Selbstschutzmechanismen, da sie das Vertrauen in andere Menschen verloren haben. In Beziehungen zeigt sich das durch Misstrauen und Angst, verletzt zu werden. Der Partner könnte dies als Ablehnung empfinden.
- Selbstwertprobleme: PTBS kann mit Schuld- oder Schamgefühlen einhergehen, insbesondere wenn die Person das Gefühl hat, das Trauma verursacht oder nicht verhindert zu haben. Diese Selbstzweifel können zu Unsicherheiten und Selbstabwertung führen, was eine Beziehung stark belasten kann. Menschen mit PTBS benötigen oft Bestätigung und Unterstützung, können dies aber schwer ausdrücken.
7. Erhöhtes Risiko für begleitende psychische Erkrankungen
- Substanzmissbrauch: Manche Menschen mit PTBS greifen zu Alkohol oder Drogen, um mit ihren Symptomen umzugehen. Suchterkrankungen können die Beziehung zusätzlich belasten, da sie oft zu weiteren Konflikten, Unsicherheit und Vertrauensverlust führen.
- Depression und Angststörungen: PTBS geht oft mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen einher, die das emotionale Wohlbefinden weiter beeinträchtigen. Der Partner kann das Gefühl haben, dass der Betroffene ständig in einer negativen Gefühlswelt gefangen ist, was zur emotionalen Belastung führen kann.
Tipps für den Umgang in einer Beziehung mit einer Person mit PTBS
- Verständnis und Geduld zeigen: Für den Partner ist es wichtig, zu verstehen, dass die Verhaltensweisen nicht persönlich gemeint sind, sondern eine Folge der PTBS. Geduld und Verständnis sind hier entscheidend.
- Offene Kommunikation und klare Grenzen: Gespräche über die Bedürfnisse und Grenzen beider Partner können Missverständnisse verringern. Auch kann es hilfreich sein, über mögliche Trigger zu sprechen, um sie besser zu verstehen.
- Professionelle Hilfe unterstützen: Therapie ist oft ein zentraler Bestandteil der Behandlung von PTBS. Der Partner kann die betroffene Person ermutigen und unterstützen, eine Therapie zu beginnen und fortzusetzen.
- Selbstfürsorge für beide Partner: Der Partner sollte auch auf seine eigene psychische Gesundheit achten und sich eventuell Unterstützung holen. Selbsthilfegruppen oder Einzelgespräche können hier hilfreich sein.
Insgesamt verlangt eine Beziehung mit einem Menschen, der unter PTBS leidet, viel Geduld und Verständnis von beiden Partnern. Aber durch offene Kommunikation, Unterstützung und professionelle Hilfe können Wege gefunden werden, die Beziehung zu stärken und die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.