Beziehung & Substanzmissbrauch

Substanzen

In einer Beziehung mit einem Menschen mit Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen.

Ein Mensch mit Verhaltensstörungen, die durch den Einfluss von psychotropen Substanzen verursacht werden, kann sich in einer Beziehung auf vielfältige und oft herausfordernde Weise verhalten. Dieses Verhalten hängt von der Art der Substanzen, der Häufigkeit ihres Konsums, der individuellen Persönlichkeit und den spezifischen Auswirkungen auf das Gehirn und die Psyche ab. Hier sind einige mögliche Verhaltensweisen und Dynamiken, die auftreten können:

1. Tiefergehende Verhaltensweisen

Substanzbedingte emotionale und kognitive Veränderungen

Psychotrope Substanzen beeinflussen das zentrale Nervensystem und können die Wahrnehmung, das Denken und die Emotionen erheblich verändern:

  • Substanzen wie Alkohol oder Beruhigungsmittel (z. B. Benzodiazepine): Diese können emotionale Labilität verstärken, oft mit Episoden von Aggression oder Rückzug.
  • Stimulanzien wie Kokain oder Methamphetamin: Führt häufig zu Paranoia, übertriebenem Selbstbewusstsein oder Reizbarkeit.
  • Halluzinogene: Diese können Wahrnehmungsveränderungen und Realitätsverlust verursachen, was zu Verwirrung oder irrationalem Verhalten führt.

Mögliche manipulative oder abhängige Verhaltensweisen

  • Die Person könnte den Partner unter Druck setzen, ihren Konsum zu akzeptieren oder sogar zu unterstützen, etwa durch finanziellen Beitrag oder Verheimlichung gegenüber anderen.
  • Abhängigkeit vom Partner kann sowohl emotional (Verlangen nach Unterstützung) als auch praktisch (Hilfe bei der Beschaffung der Substanzen) bestehen.

2. Auswirkungen auf die Beziehung

Verlust von Vertrauen

  • Wiederholtes Brechen von Vereinbarungen oder Versprechen, etwa mit dem Substanzkonsum aufzuhören, kann langfristig das Vertrauen zerstören.
  • Heimlicher Konsum, Lügen und Vertuschungen belasten die Beziehung stark.

Unzureichende emotionale Verfügbarkeit

  • Der Fokus auf die Substanz wird oft zum Hauptanliegen der betroffenen Person, sodass emotionale Bedürfnisse des Partners in den Hintergrund treten.
  • Der Partner könnte das Gefühl haben, allein gelassen zu werden oder mit der Last der Beziehung alleingelassen zu sein.

Verstärkte Konfliktdynamik

  • Konflikte entstehen häufig durch finanzielle Probleme, vernachlässigte Verantwortlichkeiten oder destruktives Verhalten.
  • Emotionale Eskalationen aufgrund von impulsivem Verhalten der betroffenen Person können die Beziehung zusätzlich destabilisieren.

3. Psychologische Belastungen für den Partner

Mitabhängigkeit

  • Partner von Menschen mit Substanzstörungen entwickeln oft ein „Helfersyndrom“, bei dem sie versuchen, die Probleme des anderen zu lösen, während sie ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen.
  • Ein Gefühl der Verantwortung für das Verhalten der betroffenen Person führt häufig zu Schuldgefühlen und Erschöpfung.

Gefahr der Selbstaufgabe

  • In dem Bemühen, die Beziehung zu retten, könnte der Partner seine eigenen Grenzen überschreiten oder schädliche Kompromisse eingehen.
  • Eine emotionale Erschöpfung oder das Gefühl, „gefangen“ zu sein, ist keine Seltenheit.

4. Wie mit der Situation umgehen?

Selbstfürsorge des Partners

  • Grenzen setzen: Es ist wichtig, klare Grenzen zu definieren und darauf zu bestehen, dass respektvolle Kommunikation und Ehrlichkeit in der Beziehung eingehalten werden.
  • Eigenes Wohlbefinden priorisieren: Psychotherapie, Coaching oder Selbsthilfegruppen für Angehörige (z. B. Al-Anon, Nar-Anon) können helfen, die eigene Perspektive zu klären und emotionale Unterstützung zu erhalten.

Professionelle Hilfe für die betroffene Person

  • Therapie und Rehabilitation: Psychologische Beratung oder stationäre Entzugsprogramme können helfen, die zugrunde liegenden Probleme anzugehen.
  • Medizinische Betreuung: In einigen Fällen ist medikamentöse Unterstützung notwendig, um den Substanzkonsum zu reduzieren oder zu beenden.
  • Familientherapie: Ein gemeinsamer Ansatz kann helfen, die Beziehung zu stärken und den Heilungsprozess zu fördern.

5. Zeichen, dass die Beziehung gefährlich wird

In manchen Fällen können Verhaltensstörungen durch Substanzkonsum zu einer ungesunden oder sogar gefährlichen Beziehung führen:

  • Gewalt: Jede Form von physischer oder emotionaler Gewalt ist ein klares Zeichen, dass Grenzen überschritten wurden.
  • Zunehmende Isolation: Wenn die Person den Partner von Freunden und Familie distanziert, ist Vorsicht geboten.
  • Gefährdung durch Mitkonsum: In einigen Beziehungen könnte der Partner selbst zum Konsum verleitet werden.

6. Langfristige Perspektive

Eine Beziehung mit jemandem, der unter einer substanzbedingten Verhaltensstörung leidet, kann eine erhebliche Herausforderung sein, aber Veränderung ist möglich:

  • Erfolgschancen: Wenn die betroffene Person bereit ist, sich Hilfe zu suchen und der Partner sich ebenfalls Unterstützung holt, können Beziehungen gestärkt werden.
  • Akzeptanz der Grenzen: Es ist wichtig, zu erkennen, dass nicht alle Beziehungen gerettet werden können, insbesondere wenn die betroffene Person nicht bereit ist, sich zu ändern.
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