
Die Beziehungen von Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung (NPS) zu Menschen mit anderen psychischen Störungen
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) zeichnen sich durch ein übersteigertes Selbstwertgefühl, ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und einen Mangel an Empathie aus. In Beziehungen mit Menschen, die an anderen psychischen Störungen leiden, entstehen oft komplizierte Dynamiken. Diese Beziehungen können für den nicht-narzisstischen Partner oft emotional belastend oder sogar schädlich sein, da narzisstische Personen dazu neigen, ihre eigenen Bedürfnisse über die des anderen zu stellen. Im Folgenden werden einige typische Interaktionsmuster beschrieben.
1. NPS und abhängige Persönlichkeitsstörung (APS)
- Dynamik: Menschen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung (APS) haben oft große Angst vor dem Alleinsein und suchen nach einer starken, dominanten Bezugsperson. Ein Narzisst kann für sie zunächst attraktiv erscheinen, da er selbstbewusst, charismatisch und entscheidungsfreudig wirkt. Der Narzisst wiederum profitiert davon, dass der abhängige Partner wenig eigene Ansprüche stellt und ihn bewundert.
- Probleme: Die Beziehung kann für die abhängige Person toxisch werden, da sie ausgenutzt wird und sich immer weiter unterordnet. Sie könnte emotionale Vernachlässigung oder Manipulation ertragen, um den Narzissten nicht zu verlieren. Langfristig kann dies zu einem noch geringeren Selbstwertgefühl, verstärkter Angst oder sogar einer Depression führen.
2. NPS und Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)
- Dynamik: Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) erleben extreme emotionale Schwankungen und leiden oft unter starken Verlustängsten. Der Narzisst kann anfangs als idealer Partner erscheinen, da er Selbstbewusstsein ausstrahlt und zunächst Aufmerksamkeit schenkt. Dies kann die instabile Borderline-Persönlichkeit in eine emotionale Abhängigkeit treiben.
- Probleme: Während der Borderline-Partner intensive emotionale Bindung sucht, ist der Narzisst oft distanziert und auf seine eigenen Bedürfnisse fokussiert. Die Borderline-Person könnte durch emotionale Ausbrüche oder selbstverletzendes Verhalten versuchen, die Aufmerksamkeit des Narzissten zurückzugewinnen. Dies kann den Narzissten abschrecken oder verärgern, sodass er sich zunehmend zurückzieht oder die Borderline-Person herabsetzt. Dadurch verstärkt sich die emotionale Instabilität und es entsteht eine destruktive Beziehung.
3. NPS und Depressionen
- Dynamik: Menschen mit Depressionen leiden oft unter einem geringen Selbstwertgefühl und starken Selbstzweifeln. Der Narzisst kann sich dadurch überlegen fühlen und die depressive Person für seine eigenen Zwecke manipulieren.
- Probleme: Da Narzissten wenig Einfühlungsvermögen haben, neigen sie dazu, depressive Episoden als „Schwäche“ abzutun oder das Leid des Partners zu ignorieren. Sie könnten den depressiven Partner zusätzlich abwerten oder ihn für sein Leiden verantwortlich machen. Dies kann die Depression weiter verschlimmern und zu einem noch stärkeren Gefühl der Hoffnungslosigkeit führen.
4. NPS und andere Narzissten
- Dynamik: Eine Beziehung zwischen zwei Narzissten kann zunächst sehr leidenschaftlich beginnen, da beide ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung haben und sich gegenseitig bewundern können.
- Probleme: Langfristig kann es zu Konkurrenzkämpfen kommen, da beide im Mittelpunkt stehen wollen und wenig Empathie für den anderen haben. Wenn sich einer der beiden über den anderen stellt oder ihn dominiert, kann dies zu heftigen Konflikten führen. Beziehungen zwischen zwei Narzissten sind daher oft instabil und enden in Machtkämpfen oder plötzlichen Trennungen.
5. NPS und Angststörungen
- Dynamik: Menschen mit Angststörungen leiden unter starken Sorgen, Unsicherheiten und einem hohen Maß an Stress. Ein Narzisst kann sich diesen Ängsten überlegen fühlen und sich als dominante, „stärkere“ Person positionieren.
- Probleme: Statt Unterstützung zu bieten, könnte der Narzisst die Ängste des Partners abwerten oder ins Lächerliche ziehen. Aussagen wie „Du übertreibst nur“ oder „Reiß dich endlich zusammen“ sind typisch und können die Symptome der Angststörung verstärken. In schlimmeren Fällen könnte der Narzisst die Ängste sogar gezielt verstärken, um den Partner noch abhängiger zu machen.
6. NPS und histrionische Persönlichkeitsstörung (HPS)
- Dynamik: Menschen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung (HPS) neigen zu dramatischem, emotional aufgeladenem Verhalten und suchen ständig nach Aufmerksamkeit. Dies kann den Narzissten zunächst anziehen, da er selbst im Mittelpunkt stehen möchte und die histrionische Person bereit ist, ihn zu bewundern.
- Probleme: Da beide Partner sehr viel Bestätigung und Aufmerksamkeit brauchen, kann es zu Konkurrenzsituationen kommen. Wenn der Narzisst sich nicht genug beachtet fühlt, könnte er die histrionische Person kritisieren oder manipulieren. Gleichzeitig könnte die histrionische Person extreme emotionale Reaktionen zeigen, um die Aufmerksamkeit des Narzissten zu gewinnen. Diese Beziehung kann schnell chaotisch, dramatisch und instabil werden.
7. NPS und schizoide Persönlichkeitsstörung (SPS)
- Dynamik: Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung (SPS) sind oft emotional distanziert, haben wenig Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen und ziehen sich stark zurück. Narzissten hingegen suchen Bestätigung und Aufmerksamkeit.
- Probleme: Da der schizoide Partner wenig emotionale Reaktionen zeigt, könnte der Narzisst frustriert sein und sich ungeliebt fühlen. Umgekehrt könnte sich der schizoide Partner durch die ständige Forderung nach Aufmerksamkeit und Bewunderung überfordert fühlen. Diese Beziehung verläuft oft ohne starke Konflikte, bleibt aber distanziert und oberflächlich.
Fazit
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung tendieren dazu, Beziehungen zu dominieren und ihre eigenen Bedürfnisse über die des Partners zu stellen. Je nach psychischer Struktur des Gegenübers entstehen unterschiedliche Dynamiken, die häufig zu emotionaler Abhängigkeit, Manipulation oder destruktiven Machtkämpfen führen. Besonders gefährdet sind Menschen mit geringem Selbstwertgefühl oder großer Verlustangst, da sie leichter in eine toxische Beziehung geraten können. In vielen Fällen sind solche Beziehungen langfristig schädlich und können psychische Probleme des Partners verstärken. Eine bewusste Reflexion über die eigene Beziehung und gegebenenfalls professionelle Hilfe kann notwendig sein, um aus destruktiven Mustern auszubrechen.