Beziehung & Breadcrumbing

breadcrump

In einer Beziehung mit einem Menschen der "Breadcrumbing" benutzt.

Breadcrumbing in einer Beziehung beschreibt ein Verhalten, bei dem eine Person der anderen gerade genug Aufmerksamkeit schenkt, um ihr Interesse oder ihre Hoffnungen aufrechtzuerhalten, ohne wirklich an einer tiefen oder verbindlichen Beziehung interessiert zu sein. Der Begriff stammt aus dem Englischen, wobei "Breadcrumb" wörtlich "Brotkrümel" bedeutet, was auf die Idee anspielt, dass man jemandem kleine Krümel als Hinweise oder Hoffnung auf etwas Größeres gibt.

Typische Merkmale von Breadcrumbing:

  1. Unverbindliche Kommunikation: Die Person meldet sich sporadisch, beispielsweise durch unregelmäßige Nachrichten, gelegentliche Likes oder Kommentare in sozialen Medien, ohne echtes Interesse oder Engagement zu zeigen. Die Kommunikation bleibt oberflächlich und unbeständig.
  2. Vage Versprechen: Sie macht Andeutungen über gemeinsame Pläne oder Gefühle, die jedoch nie wirklich konkretisiert werden. Zum Beispiel könnten Sätze fallen wie: „Wir sollten mal etwas unternehmen!“ – ohne jemals tatsächlich etwas zu planen.
  3. Emotionale Manipulation: Breadcrumbing wird oft eingesetzt, um die andere Person in einer Art "Warteschleife" zu halten, sodass sie verfügbar bleibt, während der Breadcrumb-Geber sich nicht festlegt. Dabei wird das Interesse des Gegenübers absichtlich wachgehalten.
  4. Gemischte Signale: Mal zeigt die Person Zuneigung und Aufmerksamkeit, mal distanziert sie sich plötzlich wieder. Dieses Wechselspiel aus Nähe und Distanz sorgt für Unsicherheit und lässt die betroffene Person hoffen, dass es doch noch zu einer echten Beziehung kommt.

Warum passiert Breadcrumbing?

  • Unsicherheit: Manche Menschen fühlen sich unsicher und brauchen die Bestätigung, dass jemand an ihnen interessiert ist, auch wenn sie selbst kein echtes Interesse haben.
  • Bequemlichkeit: Sie möchten die Vorteile von Aufmerksamkeit und Zuwendung genießen, ohne sich den Verpflichtungen einer echten Beziehung zu stellen.
  • Machtspielchen: Manche Personen mögen das Gefühl, die Kontrolle über die Situation oder die Emotionen des anderen zu haben.
  • Alternative Optionen: Der Breadcrumb-Geber möchte sich möglicherweise die Möglichkeit offenhalten, andere potenzielle Partner kennenzulernen, während er trotzdem eine „emotionale Sicherheit“ in der Hinterhand behält.

Auswirkungen auf die andere Person:

  • Emotionale Verwirrung: Die gemischten Signale können zu Frustration, Unsicherheit und Selbstzweifeln führen. Betroffene fragen sich oft, was sie „falsch“ machen oder ob sie mehr tun sollten, um die andere Person zu gewinnen.
  • Zeitverschwendung: Die betroffene Person investiert Zeit und Gefühle in eine Beziehung, die möglicherweise nie Realität wird, während der Breadcrumb-Geber von Anfang an kein echtes Interesse hatte.
  • Verminderte Selbstachtung: Langfristig kann Breadcrumbing das Selbstwertgefühl der betroffenen Person stark beeinträchtigen, da sie sich oft nicht wertgeschätzt oder ernst genommen fühlt.
  • Bindungsängste verstärken: Betroffene könnten zukünftig Schwierigkeiten haben, Vertrauen in neue Beziehungen aufzubauen, aus Angst, erneut manipuliert zu werden.

Wie erkennt man Breadcrumbing?

Breadcrumbing ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar, da die Person zunächst charmant und interessiert wirken kann. Hier sind einige Hinweise:

  • Die Kommunikation bleibt oberflächlich oder inkonsistent.
  • Es gibt nie eine echte Weiterentwicklung der Beziehung.
  • Pläne werden ständig verschoben oder nie konkret umgesetzt.
  • Der Kontakt erfolgt meist nur dann, wenn es der anderen Person bequem erscheint – oft zu unpassenden Zeiten, wie spätabends („Booty Call“) oder dann, wenn sie selbst Langeweile hat.

Wie damit umgehen?

  • Klarheit suchen: Ein offenes Gespräch darüber, was beide Seiten wollen, kann helfen, die Absichten der anderen Person zu verstehen. Manchmal ist sich der Breadcrumb-Geber selbst nicht bewusst, dass sein Verhalten verletzend ist.
  • Grenzen setzen: Wenn das Verhalten nicht mit den eigenen Wünschen oder Bedürfnissen übereinstimmt, sollte man klare Grenzen ziehen. Zum Beispiel kann man signalisieren, dass man mehr Beständigkeit oder Verbindlichkeit erwartet.
  • Loslassen: Wenn sich keine Veränderung abzeichnet oder die andere Person nicht bereit ist, ihr Verhalten anzupassen, ist es oft besser, die Verbindung zu lösen. Das gibt Raum für gesunde, gegenseitig erfüllende Beziehungen.
  • Selbstwert stärken: Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass man Respekt und eine authentische Verbindung verdient. Aktivitäten, die das eigene Selbstbewusstsein fördern, sowie der Austausch mit Freunden oder Therapeuten, können hilfreich sein.

Unterschiede zu ähnlichen Verhaltensweisen:

  • Ghosting: Beim Ghosting bricht eine Person plötzlich und vollständig den Kontakt ab, während sie beim Breadcrumbing immer wieder kleine Signale sendet, um das Interesse aufrechtzuerhalten.
  • Love-Bombing: Beim Love-Bombing überschüttet jemand sein Gegenüber zunächst mit Aufmerksamkeit und Zuneigung, nur um später plötzlich distanziert oder manipulativ zu werden. Breadcrumbing ist hingegen subtiler und weniger intensiv.

Fazit:

Breadcrumbing ist ein ungesundes Beziehungsmuster, das oft aus Unsicherheiten, Angst vor Verbindlichkeit oder manipulativen Absichten entsteht. Es kann für die betroffene Person schmerzhaft und verwirrend sein, insbesondere wenn sie ernsthaft an der Beziehung interessiert ist. Wer Breadcrumbing erkennt, sollte sich fragen, ob diese Dynamik den eigenen Bedürfnissen entspricht – und gegebenenfalls den Mut finden, sich davon zu lösen. Denn jeder hat das Recht auf eine Beziehung, die von Respekt, Klarheit und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.

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