
Was ist eine Borderline - Persönlichkeitsstörung?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine schwere psychische Erkrankung, die durch eine tiefgreifende Instabilität in den Bereichen Emotionen, zwischenmenschliche Beziehungen, Selbstbild und Verhalten gekennzeichnet ist. Menschen mit Borderline erleben extreme emotionale Schwankungen, haben ein gestörtes Selbstbild und oft große Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufrechtzuerhalten. Ihre Emotionen sind intensiv, und sie neigen dazu, in Extremen zu denken und zu handeln.
Hier ist eine detaillierte Erklärung der Hauptmerkmale und Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung:
1. Emotionale Instabilität
- Menschen mit Borderline erleben häufig sehr starke, schnelle und scheinbar unkontrollierbare Stimmungsschwankungen. Ihre Emotionen können von intensiver Freude oder Liebe zu tiefem Ärger, Trauer oder Verzweiflung umschlagen, manchmal ohne einen klaren äußeren Auslöser.
- Diese emotionalen Schwankungen sind oft sehr kurzlebig, dauern manchmal nur wenige Stunden, und die Person hat Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu regulieren.
- Typische Emotionen sind Wut, intensive Traurigkeit, Angst, Scham oder Leere.
2. Instabiles Selbstbild
- Menschen mit Borderline haben oft ein unsicheres oder verzerrtes Selbstbild. Ihr Selbstwertgefühl kann stark schwanken, und sie fühlen sich häufig unwürdig oder wertlos.
- Es kann vorkommen, dass sich die Person als „gut“ oder „schlecht“ sieht, abhängig von der aktuellen emotionalen Situation. Oft wissen sie nicht, wer sie wirklich sind oder was sie im Leben wollen, was zu einer tiefen inneren Unsicherheit führt.
3. Intensive und instabile Beziehungen
- Beziehungen von Menschen mit Borderline sind oft von extremen Schwankungen zwischen Idealisierung und Abwertung geprägt. In einem Moment kann die betroffene Person den Partner oder Freund als perfekt ansehen, im nächsten Moment kann sie ihn abwerten oder als enttäuschend empfinden.
- Diese extremen Veränderungen entstehen oft aus der tiefen Angst vor Verlassenwerden oder Ablehnung. Selbst kleine Veränderungen in der Beziehung (z. B. wenn der Partner etwas beschäftigt wirkt) können Panik und das Gefühl auslösen, verlassen oder verraten zu werden.
4. Angst vor dem Verlassenwerden
- Ein zentrales Merkmal der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die extreme Angst, verlassen oder zurückgewiesen zu werden, auch wenn keine reale Gefahr besteht.
- Um Verlassenwerden zu vermeiden, können Menschen mit Borderline verzweifelte Maßnahmen ergreifen, wie z. B. extreme Anklammerung, Manipulation oder sogar emotionale Erpressung, um den Partner bei sich zu halten.
- Diese Angst kann auch zu starker Eifersucht und Kontrolle führen.
5. Impulsives und riskantes Verhalten
- Menschen mit Borderline neigen oft zu impulsiven Handlungen, die riskant oder selbstschädigend sein können. Dazu gehören Drogenmissbrauch, exzessives Geldausgeben, riskantes Autofahren, Essanfälle oder unüberlegte sexuelle Beziehungen.
- Diese Impulsivität tritt oft auf, wenn die betroffene Person emotional überfordert ist oder sich leer fühlt.
6. Selbstverletzendes Verhalten
- Viele Menschen mit Borderline neigen zu selbstverletzendem Verhalten, wie z. B. sich zu schneiden oder zu verbrennen, um mit ihren intensiven Emotionen umzugehen. Diese Handlungen sind oft ein Ausdruck inneren emotionalen Schmerzes und können eine Art Bewältigungsmechanismus sein, um sich in einer Krisensituation „realer“ zu fühlen.
- Einige Personen können auch Suizidgedanken haben oder wiederholte Selbstmordversuche unternehmen, insbesondere in Momenten großer emotionaler Verzweiflung oder Verlustangst.
7. Chronisches Gefühl der Leere
- Viele Menschen mit Borderline berichten von einem ständigen inneren Gefühl der Leere oder Langeweile. Sie fühlen sich oft emotional leer, als ob ihnen etwas Grundlegendes fehlen würde, was zu einem ständigen Bedürfnis nach äußerer Bestätigung oder Aufmerksamkeit führt.
- Dieses Gefühl kann dazu führen, dass die betroffene Person impulsiv handelt oder nach intensiven emotionalen Erfahrungen sucht, um diese Leere zu füllen.
8. Wutausbrüche und Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren
- Menschen mit Borderline haben oft starke Probleme, ihre Wut zu kontrollieren. Sie können plötzliche Wutausbrüche haben, die unangemessen intensiv erscheinen, oder in extreme verbale oder körperliche Auseinandersetzungen verwickelt werden.
- Diese Wutausbrüche können durch kleine Situationen ausgelöst werden und sind oft eine Reaktion auf das Gefühl, ignoriert oder zurückgewiesen zu werden.
9. Paranoide Gedanken oder dissoziative Symptome
- In Zeiten großen Stresses können Menschen mit Borderline paranoide Gedanken entwickeln, wie z. B. das Gefühl, dass andere Menschen ihnen schaden wollen, oder eine verzerrte Wahrnehmung der Realität.
- Sie können auch dissoziative Symptome haben, wie das Gefühl, von sich selbst oder der Realität losgelöst zu sein („wie in einem Film zu sein“), besonders in Momenten großer emotionaler Belastung.
Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die genaue Ursache der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist nicht vollständig geklärt, aber es gibt mehrere Faktoren, die zur Entstehung beitragen können:
- Genetische Veranlagung: Studien zeigen, dass Borderline eine genetische Komponente haben kann. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen (wie Depressionen oder BPS) haben ein höheres Risiko, die Störung zu entwickeln.
- Umweltfaktoren: Traumatische Erlebnisse in der Kindheit, wie Missbrauch, Vernachlässigung oder Verlust, scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. Viele Menschen mit Borderline berichten von emotional instabilen oder gewalttätigen Familienverhältnissen.
- Biologische Faktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass das Gehirn von Menschen mit Borderline anders auf Emotionen reagiert, insbesondere im Bereich der Amygdala (die für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich ist) und des präfrontalen Kortex (der für die Regulation von Impulsen und Emotionen zuständig ist).
Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung kann nicht „geheilt“ werden, aber sie ist gut behandelbar. Menschen mit Borderline können lernen, ihre Emotionen besser zu regulieren und stabilere Beziehungen zu führen. Zu den gängigsten Behandlungsmethoden gehören:
- Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Diese spezielle Form der Verhaltenstherapie wurde speziell für Borderline entwickelt und gilt als eine der wirksamsten Therapieformen. Sie hilft den Betroffenen, ihre Emotionen zu regulieren, Stresssituationen besser zu bewältigen und stabile zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): CBT kann helfen, verzerrte Denkmuster zu erkennen und zu verändern und somit impulsives oder selbstschädigendes Verhalten zu reduzieren.
- Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen können Medikamente wie Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren oder Antipsychotika eingesetzt werden, um bestimmte Symptome wie Depressionen, Angst oder impulsives Verhalten zu lindern. Sie ersetzen jedoch nicht die Therapie.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, sich weniger isoliert zu fühlen und neue Bewältigungsstrategien zu erlernen.
Fazit
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe und herausfordernde Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen kann. Sie äußert sich vor allem durch emotionale Instabilität, intensive und chaotische Beziehungen sowie extreme Angst vor Verlassenwerden. Doch mit der richtigen Behandlung, wie der Dialektisch-Behavioralen Therapie, können Menschen mit Borderline lernen, ihre Emotionen besser zu regulieren und stabile, erfüllende Beziehungen aufzubauen. Ein unterstützendes Umfeld und Geduld sind wichtige Faktoren, um den Betroffenen auf ihrem Weg zur emotionalen Stabilität zu helfen.