Beziehung & Bipolare Störungen

 

 

In einer Beziehung mit Menschen mit bipolaren Störungen

Eine Person mit bipolarer affektiver Störung zeigt in einer Beziehung Verhaltensweisen, die durch extreme Stimmungsschwankungen geprägt sind. Diese Schwankungen reichen von manischen Hochphasen, in denen die Person übermäßig euphorisch und energiegeladen ist, bis hin zu depressiven Tiefphasen, in denen sie von tiefer Niedergeschlagenheit und Erschöpfung betroffen ist. Diese Stimmungsschwankungen beeinflussen direkt das Verhalten und die Dynamik in einer Beziehung, und können für beide Partner emotional herausfordernd sein.

Hier sind typische Handlungen und Verhaltensweisen einer Person mit bipolarer affektiver Störung in einer Beziehung:

1. Extreme Stimmungsschwankungen

  • Menschen mit bipolarer Störung schwanken zwischen manischen (oder hypomanischen) und depressiven Phasen. Diese Stimmungsschwankungen können plötzlich auftreten und intensive Auswirkungen auf die Beziehung haben. In manischen Phasen sind sie oft übermäßig aktiv, impulsiv und risikobereit, während sie in depressiven Phasen tieftraurig, zurückgezogen und emotional unerreichbar sein können.
  • Beispiel: In einer manischen Phase könnte die Person sehr enthusiastisch und voller Energie sein, spontane Reisen oder große Pläne vorschlagen. In einer depressiven Phase könnte sie jedoch jegliches Interesse an der Beziehung verlieren und sich vollständig zurückziehen.

2. Übermäßige Euphorie und Idealismus in manischen Phasen

  • In manischen Phasen können Menschen mit bipolarer Störung sehr euphorisch sein und die Beziehung idealisieren. Sie zeigen oft übertriebene Zuneigung, machen große Zukunftspläne und könnten den Partner mit intensiven Liebesbekundungen überschütten. Ihre Erwartungen an die Beziehung sind oft unrealistisch hoch.
  • Beispiel: Die Person könnte spontan über eine Hochzeit oder andere langfristige Entscheidungen sprechen, obwohl die Beziehung vielleicht noch in einer frühen Phase ist, und das Gefühl haben, dass alles „perfekt“ ist.

3. Impulsives und riskantes Verhalten

  • Während einer manischen Phase kann die Person impulsiv handeln und riskante Entscheidungen treffen. Dies kann finanzielle Risiken, unüberlegte Anschaffungen, extreme Unternehmungen oder sogar untreues Verhalten umfassen. Diese Handlungen können den Partner verunsichern und das Vertrauen in der Beziehung erschüttern.
  • Beispiel: Die Person könnte ohne Rücksprache mit dem Partner plötzlich eine teure Reise buchen oder einen Job kündigen, weil sie sich unbesiegbar fühlt und glaubt, dass alles gut ausgehen wird.

4. Emotionale Distanz und Rückzug in depressiven Phasen

  • In depressiven Phasen sind Menschen mit bipolarer Störung oft emotional distanziert und ziehen sich stark zurück. Sie verlieren das Interesse an gemeinsamen Aktivitäten, kommunizieren weniger und fühlen sich vielleicht wertlos oder schuldig, was die Beziehung belastet.
  • Beispiel: Der Partner könnte das Gefühl haben, ignoriert oder nicht mehr geliebt zu werden, da die Person mit bipolarer Störung keine Energie oder Motivation hat, sich um die Beziehung zu kümmern, obwohl sie tief im Inneren vielleicht weiterhin Zuneigung empfindet.

5. Überwältigende Schuldgefühle und Selbstzweifel

  • In der depressiven Phase können Menschen mit bipolarer Störung extreme Schuldgefühle und Selbstzweifel entwickeln. Sie könnten sich als unzulänglich oder als Belastung für den Partner empfinden und glauben, dass sie der Beziehung nicht gerecht werden.
  • Beispiel: Die Person könnte wiederholt sagen: „Du verdienst etwas Besseres“ oder „Ich mache dein Leben nur schwerer“, und sich von der Beziehung zurückziehen, weil sie das Gefühl hat, dem Partner nicht gerecht werden zu können.

6. Unberechenbare Reizbarkeit und Wut

  • Sowohl in manischen als auch in depressiven Phasen kann es zu Reizbarkeit und emotionalen Ausbrüchen kommen. In einer manischen Phase könnten sie aggressiv oder ungeduldig werden, während sie in depressiven Phasen leicht von kleinen Dingen frustriert oder überwältigt werden.
  • Beispiel: Eine Person in einer manischen Phase könnte schnell wütend oder gereizt reagieren, wenn der Partner versucht, sie zu bremsen oder ihre impulsiven Ideen in Frage zu stellen.

7. Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten

  • Die extremen Stimmungsschwankungen und das oft unberechenbare Verhalten können es schwer machen, stabile Beziehungen aufrechtzuerhalten. Menschen mit bipolarer Störung erleben oft Phasen, in denen sie sehr engagiert und liebevoll sind, gefolgt von Zeiten, in denen sie sich emotional zurückziehen oder sogar destruktiv verhalten.
  • Beispiel: Während einer manischen Phase könnte die Person sehr engagiert und romantisch sein, aber in einer depressiven Phase das Gefühl haben, keine Liebe mehr zu empfinden, was zu Missverständnissen und Unsicherheiten in der Beziehung führt.

8. Verstärkte Abhängigkeit vom Partner

  • In depressiven Phasen können Menschen mit bipolarer Störung eine starke Abhängigkeit vom Partner entwickeln und brauchen viel emotionale Unterstützung, Rückversicherung und Pflege. Dies kann den Partner emotional belasten, insbesondere wenn die Person in manischen Phasen zuvor unabhängig oder sogar übermäßig selbstsicher war.
  • Beispiel: Während einer depressiven Episode könnte die Person ständig nach Bestätigung fragen und sich auf den Partner verlassen, um ihre emotionalen Bedürfnisse zu erfüllen, was für den Partner eine Herausforderung darstellt.

9. Schwierigkeiten mit Intimität

  • Die Schwankungen der Stimmung können sich auf das sexuelle Verlangen und die Intimität auswirken. Während einer manischen Phase kann das sexuelle Verlangen gesteigert sein, während es in depressiven Phasen stark abnimmt, was zu Missverständnissen oder Unzufriedenheit in der Beziehung führen kann.
  • Beispiel: In der manischen Phase könnte die Person ein starkes sexuelles Bedürfnis haben, während sie in der depressiven Phase jegliches Interesse an körperlicher Nähe verliert.

10. Veränderte Wahrnehmung der Beziehung

  • Menschen mit bipolarer Störung erleben ihre Beziehung je nach Stimmungslage unterschiedlich. In manischen Phasen könnten sie die Beziehung idealisieren und als perfekt empfinden, während sie in depressiven Phasen das Gefühl haben könnten, dass die Beziehung scheitert oder sie den Partner nicht verdient haben.
  • Beispiel: Die Person könnte in einer manischen Phase glauben, dass sie und ihr Partner füreinander bestimmt sind, während sie in einer depressiven Phase das Gefühl hat, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist.

11. Probleme mit Verbindlichkeit und Langfristplanung

  • Während einer manischen Phase könnten Menschen mit bipolarer Störung impulsiv große Entscheidungen treffen, wie das Vorantreiben der Beziehung oder Pläne für die Zukunft, die sie in einer depressiven Phase möglicherweise bereuen oder nicht weiterverfolgen können.
  • Beispiel: In der manischen Phase könnte die Person vorschlagen, zusammenzuziehen oder zu heiraten, nur um in einer depressiven Phase kalte Füße zu bekommen oder sich unsicher zu fühlen, ob diese Entscheidung richtig war.

12. Hohes Bedürfnis nach Geduld und Verständnis

  • Beziehungen mit Menschen mit bipolarer Störung erfordern viel Geduld und Verständnis vom Partner. Es ist wichtig, die Stimmungsschwankungen nicht persönlich zu nehmen und zu erkennen, dass die Handlungen der Person stark von ihrer Störung beeinflusst werden.
  • Beispiel: Der Partner muss lernen, in manischen Phasen einen stabilisierenden Einfluss zu bieten, ohne kontrollierend zu wirken, und in depressiven Phasen emotionalen Raum und Unterstützung zu bieten, ohne sich selbst zu vernachlässigen.

Fazit:

Eine Beziehung mit einer Person mit bipolarer affektiver Störung kann intensiv und herausfordernd sein, da die Stimmungsschwankungen die Dynamik der Beziehung stark beeinflussen. Es erfordert viel Verständnis, Geduld und emotionale Stabilität, um mit den Höhen und Tiefen der Manie und Depression umzugehen. Gleichzeitig sind Menschen mit bipolarer Störung oft fähig, tiefe emotionale Bindungen einzugehen, und mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können stabile und liebevolle Beziehungen aufgebaut werden. Eine offene Kommunikation, Unterstützung durch Therapie und gegebenenfalls medikamentöse Behandlung sind entscheidend, um die Beziehung in einem gesunden Gleichgewicht zu halten.

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