Was sind Anpassungsstörungen?

Anpassung

Was sind Anpassungsstörungen?

Anpassungsstörungen sind psychische Reaktionen auf belastende Lebensereignisse oder Veränderungen, die intensiver sind, als es normalerweise erwartet wird, und das alltägliche Leben beeinträchtigen. Sie gehören zu den psychischen Störungen und werden in der ICD-10 (F43.2) sowie in der ICD-11 unter den stressbezogenen Störungen klassifiziert.
 

Kernmerkmale einer Anpassungsstörung
 

  1. Auslöser: Anpassungsstörungen entstehen als direkte Reaktion auf belastende Ereignisse, die die Bewältigungskapazität des Betroffenen überfordern. Beispiele:
    • Verlust eines geliebten Menschen (Trauer)
    • Arbeitsplatzverlust
    • Beziehungsprobleme oder Trennung
    • Umzug in eine neue Umgebung
    • Krankheiten oder körperliche Einschränkungen
    • Traumatische Ereignisse (z. B. Naturkatastrophen)
       
  2. Symptome: Die Symptome beginnen meist innerhalb von 1 bis 3 Monaten nach dem belastenden Ereignis und umfassen:
    • Emotionale Symptome: Angst, Traurigkeit, Reizbarkeit, Hoffnungslosigkeit, Überforderung.
    • Kognitive Symptome: Konzentrationsprobleme, Entscheidungsunfähigkeit, Grübeln.
    • Verhaltenssymptome: Rückzug, Vermeidung bestimmter Situationen, impulsives oder aggressives Verhalten.
    • Körperliche Symptome: Schlafstörungen, Appetitveränderungen, körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Herzklopfen.
       
  3. Beeinträchtigung: Die Anpassungsstörung führt zu erheblichen Beeinträchtigungen im sozialen, beruflichen oder privaten Bereich. Der Betroffene kann sich nicht wie gewohnt anpassen oder funktionieren.
     
  4. Zeitlicher Verlauf:
    • Symptome klingen in der Regel innerhalb von 6 Monaten ab, nachdem der Auslöser beendet ist.
    • Wenn die Symptome länger andauern, kann dies auf eine chronische Anpassungsstörung oder eine andere psychische Störung (z. B. Depression oder Angststörung) hindeuten.

 

Typen von Anpassungsstörungen

Je nach Symptomatik unterscheidet man verschiedene Formen:

  • Mit vorwiegender depressiver Stimmung: Überwiegend Gefühle von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit.
  • Mit vorwiegender Angst: Anhaltende Sorgen, Nervosität oder Anspannung.
  • Mit gemischter Angst und depressiver Stimmung: Kombination von Angst- und Depressionssymptomen.
  • Mit vorwiegender Störung des Verhaltens: Z. B. impulsives oder antisoziales Verhalten, Regelverstöße, Wutausbrüche.
  • Gemischt: Kombination von emotionalen und Verhaltenssymptomen.

 

Diagnose einer Anpassungsstörung

Die Diagnose wird von einem Psychologen, Psychiater oder Arzt gestellt und basiert auf:

  1. Anamnese: Erfassung des belastenden Ereignisses und der Symptome.
  2. Ausschluss anderer Störungen: Sicherstellen, dass die Symptome nicht besser durch andere psychische Störungen (z. B. Depression, PTBS) erklärt werden können.
  3. Zeitlicher Zusammenhang: Die Symptome müssen zeitnah nach dem belastenden Ereignis auftreten.

 

Behandlung von Anpassungsstörungen

Die Behandlung zielt darauf ab, die Bewältigungsfähigkeiten zu stärken, Stress zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern:

  1. Psychotherapie:
    • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Fördert den Umgang mit belastenden Gedanken und Gefühlen.
    • Stressmanagement-Techniken: Strategien zur besseren Stressbewältigung.
    • Traumatherapie: Falls das belastende Ereignis traumatisch war.
    • Paar- oder Familientherapie: Bei Beziehungsproblemen.
  2. Medikamentöse Behandlung:
    • Gelegentlich werden Medikamente wie Antidepressiva oder Anxiolytika eingesetzt, wenn die Symptome besonders belastend sind. Diese lösen jedoch nicht die Ursache der Störung.
  3. Soziale Unterstützung:
    • Unterstützung durch Familie, Freunde oder Selbsthilfegruppen kann die Genesung fördern.
  4. Entspannungsverfahren:
    • Techniken wie Achtsamkeit, Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung helfen, Stress abzubauen.

 

Prognose

Die meisten Menschen mit Anpassungsstörungen erholen sich vollständig, insbesondere wenn sie Zugang zu Unterstützung und geeigneten Bewältigungsstrategien haben. Unbehandelt kann eine Anpassungsstörung jedoch das Risiko für andere psychische Erkrankungen (z. B. Depression oder Angststörungen) erhöhen.

Zusammenfassend handelt es sich bei Anpassungsstörungen um eine temporäre, aber belastende Reaktion auf schwierige Lebenssituationen, die mit der richtigen Unterstützung gut behandelt werden kann.

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