
In einer Beziehung mit einem Menschen mit Angststörungen
Eine Person mit Angststörungen zeigt in einer Beziehung häufig Verhaltensweisen, die stark von Unsicherheit, Überforderung und dem Bedürfnis nach Sicherheit geprägt sind. Diese Handlungen können für den Partner oder die Partnerin sowohl belastend als auch schwierig zu verstehen sein, da sie oft irrational oder übermäßig besorgt erscheinen. Hier sind typische Handlungen und Verhaltensweisen einer Person mit Angststörungen in einer Beziehung:
1. Ständige Sorgen um die Beziehung
- Menschen mit Angststörungen neigen dazu, sich übermäßig Sorgen zu machen, auch über Dinge, die normalerweise keine Probleme darstellen. In der Beziehung äußert sich das häufig in intensiven Sorgen um den Zustand der Beziehung, die Zukunft oder das Verhalten des Partners.
- Beispiel: Die Person könnte wiederholt fragen, ob der Partner sie wirklich liebt, oder sich ständig Sorgen machen, dass die Beziehung zerbricht, auch wenn es keine Anzeichen dafür gibt.
2. Übermäßige Bedürftigkeit und Bestätigungssuche
- Eine Person mit Angststörungen benötigt oft ständige Bestätigung und Rückversicherung von ihrem Partner. Sie sucht wiederholt nach Zeichen von Zuneigung, Liebe und Treue, um ihre Ängste zu lindern.
- Beispiel: Sie könnte den Partner immer wieder fragen: „Liebst du mich noch?“ oder „Wirst du mich wirklich nie verlassen?“, selbst wenn der Partner zuvor seine Liebe und Unterstützung mehrfach bestätigt hat.
3. Eifersucht und Angst vor Verlassenwerden
- Angststörungen können dazu führen, dass die betroffene Person extreme Angst vor Verlassenwerden oder Betrug entwickelt. Dies äußert sich häufig in eifersüchtigem oder misstrauischem Verhalten, auch wenn es keinen wirklichen Anlass dafür gibt.
- Beispiel: Die Person könnte ständig überprüfen wollen, wo sich der Partner aufhält, oder sich ängstlich fühlen, wenn der Partner ohne sie ausgeht, und befürchten, dass er sich jemand anderem zuwendet.
4. Überdenken und Überanalysieren von Gesprächen und Interaktionen
- Menschen mit Angststörungen neigen dazu, jedes Gespräch oder jede Interaktion zu überdenken und nach versteckten Bedeutungen zu suchen. Sie interpretieren oft harmlose Bemerkungen oder Verhaltensweisen als Anzeichen für Probleme in der Beziehung.
- Beispiel: Wenn der Partner einen neutralen Kommentar abgibt, könnte die Person mit Angststörungen diesen wiederholt durchdenken und sich fragen, ob es ein Zeichen von Ärger oder Unzufriedenheit ist.
5. Vermeidung von Konflikten
- Personen mit Angststörungen neigen häufig dazu, Konflikte zu vermeiden, aus Angst, dass Auseinandersetzungen die Beziehung gefährden könnten. Sie könnten versuchen, jede Form von Meinungsverschiedenheiten zu unterdrücken oder dem Partner in allem zuzustimmen, um Konfrontationen zu vermeiden.
- Beispiel: Die Person könnte es vermeiden, eigene Bedürfnisse oder Beschwerden zu äußern, weil sie Angst hat, dass der Partner sie deshalb ablehnen oder verlassen könnte.
6. Abhängigkeit vom Partner
- In vielen Fällen entwickelt eine Person mit Angststörungen eine starke emotionale Abhängigkeit vom Partner. Sie könnte sich auf den Partner verlassen, um ihre Ängste zu beruhigen, und Schwierigkeiten haben, Entscheidungen allein zu treffen oder Zeit ohne den Partner zu verbringen.
- Beispiel: Die Person könnte sich unwohl fühlen, wenn der Partner nicht in der Nähe ist, und Schwierigkeiten haben, Aktivitäten allein zu unternehmen. Sie ruft oder schreibt möglicherweise häufig, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist.
7. Übermäßiges Bedürfnis nach Kontrolle
- Um ihre Ängste zu bewältigen, versuchen Menschen mit Angststörungen oft, Situationen und den Partner zu kontrollieren, um Unsicherheiten zu minimieren. Sie könnten versuchen, jede Unsicherheit zu eliminieren, indem sie die Beziehung überwachen oder kontrollieren, was der Partner tut.
- Beispiel: Die Person könnte den Tagesablauf des Partners detailliert wissen wollen, oder sie könnte den Wunsch äußern, gemeinsam alle Entscheidungen zu treffen, um unerwartete Veränderungen zu vermeiden.
8. Schwankungen zwischen Nähe und Rückzug
- Eine Person mit Angststörungen könnte zwischen dem Wunsch nach intensiver Nähe und einem plötzlichen Rückzug schwanken. Wenn die Angst zu groß wird, zieht sie sich möglicherweise zurück, um sich vor emotionaler Verletzung zu schützen.
- Beispiel: Nach einem Streit oder einer angespannten Situation könnte die Person sich emotional distanzieren oder sogar räumlich zurückziehen, um sich zu schützen, obwohl sie gleichzeitig Zuneigung und Sicherheit braucht.
9. Übermäßiges Verantwortungsgefühl für die Beziehung
- Menschen mit Angststörungen haben oft das Gefühl, dass sie für das Wohlergehen der Beziehung übermäßig verantwortlich sind. Sie könnten befürchten, dass jede ihrer Handlungen oder Worte die Beziehung ruinieren könnte.
- Beispiel: Die Person könnte sich ständig entschuldigen oder die Schuld auf sich nehmen, auch wenn es keine klare Ursache für einen Konflikt gibt. Sie könnte sich übermäßig verantwortlich fühlen, alles „richtig“ zu machen, damit die Beziehung funktioniert.
10. Schwierigkeiten, loszulassen oder sich zu entspannen
- Menschen mit Angststörungen haben oft Schwierigkeiten, sich in der Beziehung zu entspannen und den natürlichen Fluss der Dinge zuzulassen. Sie sind ständig besorgt und planen oft voraus, um mögliche Probleme zu vermeiden.
- Beispiel: Die Person könnte ständig darüber nachdenken, was passieren könnte, wenn etwas schiefgeht, oder versuchen, den Partner dazu zu bringen, sich an bestimmte Pläne oder Routinen zu halten, um Unsicherheiten zu vermeiden.
11. Katastrophisieren von Problemen
- Bei Angststörungen neigen Menschen dazu, Probleme zu „katastrophisieren“, d. h., sie übertreiben die möglichen negativen Folgen eines Ereignisses oder einer Situation. In der Beziehung kann dies dazu führen, dass die Person normale Meinungsverschiedenheiten als Anzeichen für das Ende der Beziehung interpretiert.
- Beispiel: Ein kleiner Streit könnte von der Person als Zeichen dafür angesehen werden, dass der Partner die Beziehung beenden möchte oder dass die Beziehung in ernsthaften Schwierigkeiten steckt, selbst wenn dies nicht der Fall ist.
12. Verlust von Selbstwertgefühl in der Beziehung
- Menschen mit Angststörungen neigen dazu, ihren Selbstwert in der Beziehung zu hinterfragen. Sie könnten das Gefühl haben, dem Partner nicht genug zu bieten, oder sich Sorgen machen, nicht liebenswert genug zu sein.
- Beispiel: Die Person könnte häufig fragen, ob sie gut genug für den Partner ist, oder sich Sorgen machen, dass der Partner jemanden besseren finden könnte, was zu ständiger Unsicherheit und Angst führt.
Fazit:
In einer Beziehung mit einer Person, die an einer Angststörung leidet, spielen Unsicherheit, ständige Sorgen und ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle eine zentrale Rolle. Diese Verhaltensweisen können für den Partner emotional belastend sein, da sie oft als übermäßige Abhängigkeit, Misstrauen oder ständige Suche nach Bestätigung wahrgenommen werden. Eine gute Kommunikation, Verständnis und manchmal auch therapeutische Unterstützung können dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen und eine gesunde Balance in der Beziehung zu finden. Der Umgang mit Angst in Beziehungen erfordert Geduld und die Bereitschaft, gemeinsam an den Ängsten zu arbeiten.