Coabhängigkeit erkennen:
Coabhängigkeit (auch „Co-Dependency“ oder „Mitabhängigkeit“ genannt) ist ein Begriff aus der Psychologie, der eine Beziehung beschreibt, in der eine Person übermäßig auf die Bedürfnisse, Gefühle und Verhaltensweisen einer anderen Person fokussiert ist. Coabhängigkeit tritt häufig in Beziehungen auf, in denen eine Person suchtkrank ist (z. B. bei Alkohol- oder Drogenabhängigkeit), doch sie kann auch in anderen problematischen Beziehungsmustern vorkommen, z. B. in Beziehungen zu Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Narzissmus.
Hier sind einige Merkmale von Coabhängigkeit:
1. Übermäßige Fürsorge
Coabhängige Menschen übernehmen oft die Verantwortung für das Wohlergehen der anderen Person. Sie versuchen, deren Probleme zu lösen, und stellen die Bedürfnisse der anderen über ihre eigenen. Sie haben oft Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen und empfinden ein starkes Bedürfnis, gebraucht zu werden.
2. Selbstaufopferung
Coabhängige Menschen vernachlässigen häufig ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle. Sie könnten ihre eigenen Wünsche, Interessen oder sogar ihre eigene Identität verlieren, um die andere Person zu unterstützen oder zu „retten“.
3. Kontrolle und Manipulation
Oft versuchen coabhängige Menschen, die andere Person zu kontrollieren, um Chaos oder Konflikte zu vermeiden. Das geschieht meist durch Manipulation, Übernahme von Verantwortung oder emotionalen Druck.
4. Abhängigkeit von Bestätigung
Coabhängige Menschen fühlen sich oft wertlos oder unsicher, wenn sie keine Anerkennung oder Wertschätzung durch die andere Person erhalten. Sie sind emotional stark von der Bestätigung und dem Wohlwollen der anderen Person abhängig.
5. Angst vor Verlassenwerden
Viele coabhängige Menschen haben eine tiefe Angst, verlassen zu werden oder nicht gebraucht zu werden, was dazu führt, dass sie an ungesunden Beziehungen festhalten, auch wenn diese ihnen schaden.
6. Ungesunde Grenzsetzung
In coabhängigen Beziehungen sind die emotionalen und persönlichen Grenzen oft verschwommen oder gar nicht vorhanden. Eine Person kann Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Grenzen zu wahren, oder sie ignoriert die Grenzen der anderen Person, um zu helfen oder sich einzumischen.
Ursprung und Entstehung:
Coabhängigkeit entsteht häufig in Kindheit und Jugend, insbesondere in Familien mit Suchtproblemen oder emotionaler Vernachlässigung. Kinder lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu unterdrücken, um sich um ihre Eltern oder Geschwister zu kümmern oder um Konflikte zu vermeiden. Dies führt zu einem Muster, das sie später im Leben in ihren Beziehungen wiederholen.
Heilung von Coabhängigkeit:
Die Behandlung von Coabhängigkeit beginnt oft mit dem Bewusstsein, dass dieses Muster existiert. Therapie (insbesondere Familientherapie oder Verhaltenstherapie) und Selbsthilfegruppen wie „Co-Dependents Anonymous“ (CoDA) können helfen, gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln. Ziel ist es, persönliche Grenzen zu setzen, das eigene Selbstwertgefühl zu stärken und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.
Zusammenfassend ist Coabhängigkeit eine ungesunde Form der Beziehung, in der eine Person ihre Identität und ihr Wohlbefinden weitgehend auf die Bedürfnisse und Probleme einer anderen Person ausrichtet.
Coabhängigkeit in einer Beziehung beschreibt ein ungesundes Beziehungsdynamik, in der eine Person ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle zugunsten der anderen Person stark vernachlässigt. Sie opfert sich emotional oder physisch auf, um die andere Person zu „retten“, zu unterstützen oder deren Anerkennung zu gewinnen. Diese Dynamik kann in verschiedenen Arten von Beziehungen auftreten, vor allem aber in solchen, in denen eine der beteiligten Personen ein Suchtverhalten, psychische Probleme oder emotionale Instabilität zeigt.
Hier sind die zentralen Aspekte von Coabhängigkeit in einer Beziehung:
1. Einseitige Verantwortung
In einer coabhängigen Beziehung übernimmt eine Person fast die gesamte Verantwortung für das emotionale und/oder physische Wohlergehen des Partners. Sie könnte die Rolle des „Retters“ oder „Pflegers“ einnehmen, indem sie versucht, Probleme zu lösen, den Partner zu „heilen“ oder das Verhalten des Partners zu kontrollieren.
Ein Beispiel: Wenn eine Person in der Beziehung suchtkrank ist (z. B. Alkoholismus), könnte der coabhängige Partner alles tun, um die Situation zu managen oder zu vertuschen, anstatt sich auf ihre eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren.
2. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Coabhängige Menschen neigen dazu, ihre eigenen Wünsche und Gefühle zu ignorieren, um die Bedürfnisse des Partners zu erfüllen. Sie haben Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen und ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Oftmals haben sie das Gefühl, dass ihr Wert davon abhängt, wie gut sie sich um die andere Person kümmern.
Beispiel: Jemand, der coabhängig ist, könnte seine Hobbys, Freundschaften oder Karrierepläne aufgeben, um sich ganz der Beziehung und den Problemen des Partners zu widmen.
3. Emotionale Abhängigkeit
Ein wesentlicher Bestandteil der Coabhängigkeit ist die emotionale Abhängigkeit. Der coabhängige Partner fühlt sich stark auf die Bestätigung und Anerkennung des anderen angewiesen. Er könnte Angst haben, allein zu sein, oder fürchten, verlassen zu werden, und bleibt deshalb in der Beziehung, auch wenn sie schädlich ist.
Beispiel: Ein coabhängiger Partner könnte ständige Unsicherheit empfinden und das Gefühl haben, nur dann etwas wert zu sein, wenn der Partner sie braucht oder bestätigt.
4. Ungesunde Bindung und Kontrolle
Coabhängige Beziehungen sind oft von einer ungesunden Bindung und dem Bedürfnis nach Kontrolle geprägt. Der coabhängige Partner kann versuchen, das Verhalten des anderen zu steuern – z. B. durch Manipulation, übermäßige Fürsorge oder indem er den anderen emotional „manipuliert“, um die Kontrolle zu behalten.
Beispiel: Ein Partner könnte versuchen, den anderen davon abzuhalten, mit Freunden auszugehen, oder ihn emotional abhängig zu machen, um die Kontrolle über die Beziehung zu behalten.
5. Selbstwertprobleme
Coabhängige Menschen haben oft ein geringes Selbstwertgefühl. Sie definieren sich über die Rolle des „Helfers“ oder „Retters“ und glauben, dass sie nur durch das Kümmern um den anderen einen Wert haben. Ihre Identität und ihr Selbstwert sind also stark von der Bestätigung durch den Partner abhängig.
Beispiel: Ein coabhängiger Partner könnte sich wertlos fühlen, wenn der Partner keine Hilfe braucht oder nicht genug Wertschätzung zeigt.
6. Verleugnung und Verdrängung
Oft neigt die coabhängige Person dazu, Probleme oder destruktive Verhaltensweisen des Partners zu verleugnen oder zu rechtfertigen. Sie könnte versuchen, die Verantwortung für das Verhalten des Partners auf sich selbst zu schieben, indem sie denkt: „Wenn ich mich besser kümmern würde, wäre es anders.“
Beispiel: In einer Beziehung mit einem süchtigen Partner könnte die coabhängige Person Ausreden für das Verhalten des Partners finden und die eigene Rolle im Aufrechterhalten der problematischen Situation nicht erkennen.
Auswirkungen auf die Beziehung:
- Erschöpfung: Der coabhängige Partner fühlt sich oft emotional und physisch erschöpft, da er sich übermäßig anstrengt, die Beziehung zu „retten“ oder stabil zu halten.
- Machtungleichgewicht: Es entsteht oft ein Machtungleichgewicht, bei dem eine Person die Rolle des „Retters“ einnimmt und die andere als „Opfer“ oder „Bedürftige“ angesehen wird.
- Unzufriedenheit: Beide Partner können langfristig unzufrieden werden. Der coabhängige Partner fühlt sich vielleicht unausgefüllt oder unterbewertet, während der andere Partner das Gefühl hat, kontrolliert oder erstickt zu werden.
Wie Coabhängigkeit heilen kann:
Um Coabhängigkeit in einer Beziehung zu überwinden, ist es wichtig, die eigenen Verhaltensmuster zu erkennen und daran zu arbeiten, gesunde Grenzen zu setzen. Dies kann durch:
- Therapie (Einzel- oder Paartherapie),
- Selbsthilfegruppen (wie „Co-Dependents Anonymous“),
- Selbstreflexion (das Erkennen der eigenen Bedürfnisse und Grenzen),
- Kommunikation (offenes Reden über die Dynamik der Beziehung) und
- Abgrenzung (Lernen, Verantwortung abzugeben und das eigene Selbstwertgefühl zu stärken).
Coabhängigkeit ist ein tiefgreifendes und oft schädliches Beziehungsdynamik-Muster, das durch bewusste Veränderung und persönliche Entwicklung überwunden werden kann.